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Aus: Ausgabe vom 03.11.2017, Seite 11 / Feuilleton
Hacks-Tagung

Der erste Schritt

»Hacks und Revolution« ist das Thema der auch schon zehnten wissenschaftlichen Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft am morgigen Samstag in Berlin. Denn was läge im Jubiläumsjahr des Roten Oktobers näher, als sich das Verhältnis des wichtigsten sozialistischen Dramatikers seit Brecht zu den »Lokomotiven der Geschichte« einmal genauer anzusehen? Dabei war Hacks Vertreter einer postrevolutionären Dramatik, die Hauptwerke der 60er und 70er Jahre setzen die gelungene Revolution schon voraus. Seine Wahlheimat DDR sah der Dichter im Übergang zum Sozialismus, politisch setzte er auf »Evolution«. Eine weitere radikale Umwälzung lehnte er daher ab, wie der Vorsitzende der Peter-Hacks-Gesellschaft Matthias Oehme im Gespräch mit der jW erklärt. Trotz häufiger und umfangreicher Beschäftigung mit den bürgerlichen Revolutionen und der sozialistischen in Russland seien sie somit nur selten zum Gegenstand seiner Stücke geworden.

Folglich geht es auf der Tagung zuvörderst um Hacks’ Wahrnehmung geschichtlicher Entwicklung. Während Klaus Rek im ersten Vortrag den Revolutionsbegriff des Dichters erörtert, erkundet Gregor Schäfer dessen Verständnis des Übergangs zur neuen Ordnung und greift dabei auch auf Hegel und Lukács zurück. Während Jakob Hayner anhand gegenwärtiger Beobachtungen die Aktualität von Hacks’ Kunstkonzeption aufzeigt, legt Kai Köhler unter Rückgriff auf das Fernsehspiel »Die unadelige Gräfin« (1958) dar, wie dessen sich wandelnde Sicht der Französischen Revolution den Dramatiker zur Auseinandersetzung mit der Romantik führte.

Die Konterrevolution 1989/90 beraubte den sozialistischen Klassiker seines Staates und damit seiner Arbeitsgrundlage. Zum Tagungsabschluss untersucht Hans-Edwin Friedrich daher dessen Nach-Wende-Essayistik. Auch darin sei es Hacks noch darum gegangen, Mut zu machen, betont Oehme. Über dem ganzen Werk stehe das Diktum: »Ich hoff, die Menschheit schafft es«.

Von der Chance auf Veränderung unter grauslichen Umständen handelt auch das späte Stück »Der falsche Zar«, welches heute an der Neuen Bühne der Peter-Hacks-Gesellschaft als szenische Lesung zur Aufführung kommt. (jW)

Heute, Fr. 3.11., 19 Uhr Lesung: Der falsche Zar. Neue Bühne der Peter-Hacks-Gesellschaft, Zimmerstr. 23, Berlin

Morgen, Sa. 4.11., 10–18 Uhr Zehnte wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft: »Der erste Schritt ist allemal ein Stolpern«. Hacks und die Revolution. Magnus-Haus, Am Kupfergraben 7, Berlin, ­Tagungsgebühr: 30 Euro/ermäßigt 20 Euro

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