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Aus: Ausgabe vom 05.10.2002, Seite 16 / Aktion

ABC-Waffen und mehr

Jetzt vernetzen! Heute: junge Welt und Schriftsteller
Von Conny Lösch / Franz Dobler

Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln. Sagt man. Was in der Landwirtschaft ein blöder Spruch ist, ist auf dem Büchermarkt triste Wirklichkeit. Die blödesten Bücher, die in den höchsten Stapeln in den größten Buchhandlungen an der Kasse ausliegen, verkaufen sich am besten. Nur die fettesten, mainstreamigsten und hirnlosesten Verlage schaffen es, ihre Bücher stapelweise zu plazieren. Betrachtet man die Bestsellerlisten, bekommt man depressionsbedingten Haarausfall. Die Käufer bzw. Leser sind daran am allerwenigsten schuld. Man muß schließlich erst einmal wissen, daß es etwas gibt, um es kaufen zu können. Dafür ist die junge Welt da. Im Feuilleton und in den regelmäßig erscheinenden Literaturbeilagen werden nicht nur die Bücher besprochen, von denen alle reden, sondern auch die, von denen es sich zu reden lohnt. Weil es Bücher sind, die in engagierter, intelligenter, liebevoller und leidenschaftlicher Arbeit in mittleren, kleinen und kleinsten Verlagen erschienen sind. Bücher, geschrieben von Autoren, die mehr wollen als eine Einladung von Johannes B. Kerner. Manchmal sind das Sachbücher, manchmal Romane, Erzählungen oder Texte, die in kein bekanntes Genre passen. Politisch sind sie immer. Das gilt auch für die Rubrik ABC-Waffen in der Wochenendbeilage faulheit & arbeit. Das ist, um es mit Jörg Fauser zu sagen, keine nette Rubrik, sondern eine für Schriftsteller – »für die älteste Agentur der Welt – die Agentur für Sprache und Zweifel«.

Conny Lösch, Feuilleton-Redakteurin



Ein ganzer Lastwagen voller Mist wird jetzt gleich auf der Buchmesse mit dem Aufkleber »Der große Gegenwartsroman« angepriesen werden. Einen ziemlich guten, spannenden, manchmal auch schwierigen Roman gibt’s jedoch noch nicht in Buchform. jW-Leser können den Stoff kennen oder sollten ihn kennen. Die Rubrik »ABC-Waffen« in der Wochenendbeilage. Zwei Seiten Literatur. Eine Sammlung, die in den Jahren zum bestmöglichen Spiegel dessen geworden ist, was wie erzählt wird, jetzt. Aus einem Gebiet, das viel mehr kaputt-gewalsert ist, als wir glauben, kommen da andere Stimmen. So gut mit Literatur verbunden ist keine andere deutsche Tageszeitung. Daß es manchen der Veröffentlichten vielleicht doch nur um die Veröffentlichung geht, kann man natürlich nicht ausschließen. Die anderen erzählen weiter, daß Mumia Abu-Jamals Kolumne einmal die Woche erscheint.

Franz Dobler, Schriftsteller

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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