Der Pirat ohne Holzbein (7)
Von Wiglaf DrosteFür Guy
Die beiden ackerten wie die Ochsen; sie hatten hart arbeitende und hungrige Seeleute zu versorgen. Guy wurde mit der Maloche des Gemüseverarbeitens vertraut gemacht, die des Handwerks und des Feingefühls bedarf.
Der Smutje briet am Herd und buk Brot im Ofen; alles duftete.
»Lass dir nie etwas von Kochkunst erzählen«, sagte der Koch. »Das ist keine Kunst, das ist Arbeit. Wullacken!« Er knetete, schmurgelte, würzte, schmeckte ab, goss zu, schmatzte fröhlich, und sein Lächeln sah aus wie ein Sonnenaufgang auf dem Meer vor Havanna zu Weihnachten.
Guy schnippelte alles kurz und klein, was der Koch ihm hinlegte.
Der Pirat schneite herein, schloss die Augen, nahm die Düfte auf und strahlte selig. »Das ist gut«, lobte er. »Wir bleiben in der Spur. Wenn uns aber einer dumm kommt« – seine Augen blitzten schelmisch –, »dann haben wir immer noch unsere Messer. Von der Sacknaht bis zur Halskrause! Damit man sich den Mann von innen ansehen kann. Und das meine ich nicht im Sinne von Sigmund Freud.«
Guy verstand zwar nicht viel von dem, was der Pirat erzählte, freute sich aber, bei der Arbeit so vehement und freundlich angesprochen zu werden. Arbeiten war gut und erfüllend, Unterhaltung schloss sich aber jederzeit willkommen an.
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