Kein Céline
Nach großer Empörung verzichtet der französische Verlag Gallimard vorerst auf eine kritische Neuausgabe von antisemitischen Pamphleten des französischen Schriftstellers Louis-Ferdinand Céline (1894–1961). Im Namen seiner Verlegerfreiheit und seiner »Sensibilität für seine Epoche« setze er dieses Projekt aus, teilte Antoine Gallimard am Donnerstag mit. Bislang sei noch kein Erscheinungstermin festgesetzt gewesen, fügte er hinzu. Andererseits gehörten die drei judenfeindlichen Schriften aus den Jahren 1937 bis 1941 »zur Geschichte des infamsten französischen Antisemitismus«, so Gallimard, sie »der Zensur zu unterwerfen verhindert die volle Offenlegung ihrer Wurzeln und ihrer ideologischen Reichweite und schafft eine ungesunde Neugier, wo nur unsere Urteilskraft walten sollte«. Der Rechtsanwalt und Nazijäger Serge Klarsfeld hatte die drei Texte als »gefährlich« bezeichnet. Frankreich sei nicht immun gegen den Antisemitismus, sagte er dem Sender RTL, der Antisemitismus sei keine Meinung, sondern ein Verbrechen. (dpa/jW)
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