Näpfchen und Näpfe
Von Wiglaf DrosteDie Formulierung »ins Fettnäpfchen treten« ist allgemein geläufig und beschreibt eine kleine oder auch mittlere unbeabsichtigte Peinlichkeit. Wer aber, sei es aus Versehen oder mit Vorsatz, in Donald Trump tritt, hat kein Näpfchen erwischt, nicht einmal einen Napf, sondern einen Bottich, einen Trog aus Peinlichkeit und Trug.
In Davos, wo Trump die dickste Schlange Kaa der Welt gab – »Vertraue mir! Vertraue mir!« –, wo obszön reiche Oligarchengattinnen, auch Russentussen genannt, Taschen vom ästhetischen Zugewinn einer Plastiktüte für 10.000 Schweizer Franken kaufen, wenn nur der Markenname stimmt – ich habe das vor einigen Jahren mit eigenen Augen gesehen –, fühlte sich bestimmt auch Cem Özdemir ganz in seinem Element.
Die Grünen, beschwor er, müssten sich auch den Themen »Innere Sicherheit« und Ausländerzuzug öffnen, im Klartext also für mehr polizeistaatliche Überwachung, weniger Flüchtlingsaufnahme und mehr Abschiebungen eintreten. Dass diese Themen initial von der NPD gesetzt und dann von der AfD ausgebeutet wurden, kann einen Grünen nicht stören, der nur eins will: am Katzentisch der Großen ein paar Krümel und Krumen aufsammeln, die sich für ihn anfühlen wie ein dickes Stück vom Kuchen. Wenn das nicht ein Sprung ins Fettnäpfchen mit beiden Beinen voran ist, was dann? Die Schuhe können sich die Davoser Herrenmenschenwracks dann von einem Schuhputzer für ein paar Rappen wieder auf Hochglanz polieren lassen.
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