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Aus: Ausgabe vom 03.02.2018, Seite 10 / Feuilleton
Droste

Projekt und Konzept

Von Wiglaf Droste

Für Projekte hatte ich nie Zeit, Lust darauf verspüre ich auch keinerlei, ich ziehe es vor zu arbeiten. Weil ich aber längere Zeit in Berlin verbrachte, weiß ich, was Projekte sind: Kopfgeburten, die täglich im Dutzend auftauchen, mit viel Gedröhn ventiliert werden, um dann sang- und klanglos wieder aus der Welt zu verschwinden. Wer ein Projekt hat, ist bewandert in der Kunst des Brainstormings ohne Brain, und ein Konzept kann er auch noch zusammenstoppeln und -friemeln, drückt diese ihn an den Rand der Erschöpfung treibende Tätigkeit aber lieber jemand anderem auf, der an seinem Projekt beteiligt ist.

Noch schnittiger und windiger als das Projekt ist die Verbform; dann wird etwas »projektiert«, das trägt gut auf und klingt nach Projektil, also nach Durchschlagskraft. Ich kenne Projektile nur aus Kriminalfilmen, aber wenn jemand etwas projektiert, darf er meinethalben nähere Bekanntschaft mit ihnen machen. Ansonsten gilt die strenge Regel: Beim Projektieren die Hände über den Deckenrand!

Elender noch als das Tuwort projektieren ist kuratieren. Kann man Angeberhafteres sagen als den Satz: »Ich habe das kuratiert«? Wenn jemand kuratiert, ist es geboten, auf Abstand in jeder Form zu achten. Für den Kuratierenden selbst steht geschrieben: »Kuratieren nur mit Kondom!« Man möchte diesen geschlagenen Schaum ja nicht auch noch abkriegen.

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