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Aus: Ausgabe vom 28.02.2018, Seite 11 / Feuilleton

Staeck 80

Heute wird Klaus Staeck 80 Jahre alt. Er ist der bekannteste politische Grafiker der Bundesrepublik, auch wenn politische Grafik nicht mehr so die Rolle spielt. Er gehört zur linken SPD, auch wenn die außerhalb der Linkspartei keine Rolle spielt. Er war Präsident der Berliner Akademie der Künste, eine typische Altersrolle. Im Interview mit der Taz (Dienstag) hat er verraten, dass er als SPD-Mitglied (seit 58 Jahren) für die große Koalition stimmen wird, alles andere erscheint ihm zu waghalsig.

Entsprechend kommen seine besten Plakate sehr ordentlich auf den Punkt. Sie sind nicht so radikal wie die von John Heartfield, aber auch nicht so plump wie heutige Internetjokes mit Photoshop und schulbuchtauglich in die Kritikgeschichte der BRD seit 1968 eingeflossen. »Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen«, »Stell dir vor, du musst flüchten und siehst überall: Ausländer raus«, »Vergiss den Krankenschein nicht« (sagt ein Arzt, der einen 1000-DM-Schein vor sich hält), »Die Gedanken sind frei« (ein Kopf als geöffnete, leere Büchse) oder »Eigentum verpflichtet zur Ausbeutung, Grundgesetz Artikel 14 (Neufassung)«.

Es gab eine Zeit, da hat die CDU solche Plakate von den Wänden gerissen und Prozesse gegen Staeck geführt. Er hat sie alle gewonnen, auch weil er ausgebildeter Jurist ist. Das nannte die Zeitschrift art Staecks »Version eines erweiterten Kunstbegriffs: Der Künstler wird zum Rechtspfleger«. Stimmt ja auch. Man soll den Rechtsstaat verteidigen, gegen die Rechten. Das ist Realpolitik. »Die Revolution sind wir« hat Joseph Beuys gesagt. Klaus Staeck hat ihn verlegt, auf Postkarte. Weiter wollte er nie gehen. (cm)

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