Ich zöge es vor
Von Wiglaf DrosteZeiten, in denen Zeitgenossen ihr eigenes und das allgemeine Leben nicht als Aufgabe begreifen, sondern als eine Abfolge von Ereignissen, die sie nichts angehen, missverstehen, gab es immer. Und genauso gab und gibt es wider das Gift der sensationsheischerischen Rundum-Gesamtpaket-Vollstopfung immer auch Gegengifte. »Dies wetze scharf dein Schwert, verwandle Gram in Zorn, erschlaffe nicht dein Herz, entflamm es!« riet William Shakespeare.
Einer seiner Nachfahren, Peter Hacks, gab mir, als ich ihn besuchte, dieses mit auf den Weg: »Jeden Tag eine kleine Pflicht.«
Wenn alle alles mitmachen wollen, als sei jeder Tag eine Fußballweltmeisterschaft, kann man sich an Herman Melville halten, der den Schreiber Bartleby sagen lässt: »I would prefer not to«, was mit »Ich möchte lieber nicht« etwas unbefriedigend übersetzt ist. So ginge es mir besser ein: »Ich würde es vorziehen, nicht zu« oder »Ich zöge es vor, nicht zu« – mitwurschteln und mitprügeln um Status, Position, Rang, Ansehen, Geld und anderen Schabernackski.
Man beachte die schüchterne, dezente, zurückhaltende Freundlichkeit des Konjunktivs; er ist das wahre Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
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