Manchmal an die Decke gesprungen
Von Otto KöhlerManchmal sprang ich an die Decke, wenn ich junge Welt las. Wenn mir offenbart wurde, daß der deutsche Dichter Martin Walser das »Opfer der deutschen Entlastungsoffensive für Israel« sei. Wenn ich glauben sollte, daß der Möchtegernselbstmordattentäter Möllemann kein Antisemit sei.
Trotzdem, die junge Welt ist und bleibt unentbehrlich. Die westdeutschen Medienkonzerne und Rundfunkanstalten haben nach dem Anschluß den Ostdeutschen ihre von der SED-Gängelei befreiten Medien geraubt. Der Deutsche Fernsehfunk, der im Golf-Krieg Informationen lieferte, die es damals bei ARD und ZDF nicht gab, wurde abgeschaltet. Das kritische Qualitätsprogramm DS Kultur wurde von westdeutschen Hohen Kommissaren mit dem RIAS vermanscht.
Die mächtigen Medienkonzerne aus dem Westen– ersten Zugriff hatten die besonderen Freunde von Kohl und Genscher – übernahmen die großen Tageszeitungen im Osten. Übrig blieben nur Neues Deutschland und junge Welt. Und jetzt müssen wir hier im Westen dankbar sein, daß es gerade die junge Welt ist, die in beiden deutschen Völkern den Widerstand gegen den weltweiten Einsatz der Bundeswehrmacht vernetzt und verstärkt.
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