Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 17.04.2018, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Bangladesch

Gewerkschafterin in Isolationshaft

Dhaka. Staatliche Repression gegen die Gewerkschaftsbewegung ist in Bangladesch gängige Praxis, der Einfluss der Textilunternehmer groß. Das »Verschwinden« von Gewerkschaftern ist trauriger Alltag in dem südostasiatischen Land, in welchem vor allem westliche Mode- und Handelskonzerne wie etwa H & M, Zara und Primark in Zulieferbetrieben billig Kleidung produzieren lassen.

Auf einen gravierenden staatlichen Übergriff machte Anfang April die deutsche Gewerkschaft Verdi aufmerksam. So wurde die Vorsitzende der bangladeschischen Textilarbeiterinnengewerkschaft »Garment Workers’ Trade Union Centre« (GWTUC), Joly Talukder, bereits am 1. April festgenommen und in Isolationshaft gesteckt. Neben Talukder wurden sieben weitere Gewerkschafterinnen auf der Grundlage erfundener Anklagen inhaftiert.

Talukder hatte immer wieder über das anhaltende »Verschwinden« von Oppositionellen und Gewerkschaftern geklagt. Auch für die Regierung fand sie deutliche Worte. Als etwa 2016 rund 20.000 Textilarbeiterinnen in Ashulia, nahe der Hauptstadt Dhaka, für einen höheren Mindestlohn streikten und daraufhin von der Polizei mit Gummigeschossen attackiert und etliche Menschen festgenommen wurden, sagte sie: »Wir sind wenig überrascht, dass die Fabrikbesitzer und die Regierung Hand in Hand arbeiten, um die Bewegung der Arbeiterinnen zu unterdrücken, indem Gewerkschaftsführer, Aktivisten sowie Arbeiterinnen verfolgt werden. Sie stellen falsche Strafanzeigen, benutzen ihre Parteiaktivisten als Schläger und entlassen Arbeiterinnen.«

Erst im vergangenen Jahr hatten in Berlin Gewerkschafter aus Bangladesch über die dortigen Zustände berichtet (siehe jW vom 24. Juni 2017). Nach Angaben der Gewerkschaft »National Garment Workers Federation« (NGWF) verdienen die Näherinnen lediglich 59 Euro im Monat – bei einer täglichen Arbeitszeit von 12 bis 15 Stunden. Gearbeitet wird vielfach sieben Tage in der Woche. Gewalt und sexuelle Übergriffe durch Vorgesetzte gibt es häufig. Immer wieder kommt es auch zu größeren Katastrophen, wie etwa beim Einsturz des Rana-Plaza-Fabrikkomplexes mit mehr als 1.100 Toten im Jahr 2013.

Verdi und die linke »World Women's Conference of Grassroot Women«, deren Asienkoordinatorin Talukder ist, rufen zur Solidarität mit den Verhafteten auf. Protest- und Solidaritätsadressen können auf der Homepage des GWTUC (www.gwtuc.org) hinterlassen werden. (sth)

Leserbriefe zu diesem Artikel:

Ähnliche:

  • Machen Druck für mehr Sicherheit und Mitbestimmung: Bangladeschs...
    30.06.2017

    Kleine Fortschritte

    Abkommen für mehr Sicherheit in Textilfabriken wird verlängert. Handelskonzerne sollen sich auch für Beschäftigtenrechte in Bangladesch einsetzen
  • Der internationale Gewerkschaftsdachverband UNI Global Union mac...
    28.04.2015

    Gewerkschaften unerwünscht

    Bangladesch: Zwei Jahre nach Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes immer noch Sicherheitsmängel

Regio:

Mehr aus: Betrieb & Gewerkschaft