OEZ-Attentäter fand Nachahmer in den USA
München. David S., der am 22. Juli 2016 am Münchner Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen hat, stand in engem Kontakt zu einem ultrarechten US-Amerikaner, der einen bewundernden Nachruf auf ihn verfasste – und im Dezember 2017 selbst zwei Menschen erschoss. Nach einem Bericht der Münchner Abendzeitung vom Montag wurde der Politikwissenschaftler Florian Hartleb, der 2017 im Auftrag der Stadt den OEZ-Anschlag analysiert hatte, auf entsprechende US-Medienberichte aufmerksam – und erkundigte sich beim bayerischen Landeskriminalamt (LKA), ob diese Erkenntnisse dort bekannt seien. Gemäß der Antwort des LKA waren sie das bisher nicht. David S. war offenbar Teil eines virtuellen Netzwerks um den späteren Todesschützen William A., der ein Forum namens »Anti-Refugee-Club« gegründet hatte. Dort tauschten sich Gleichgesinnte mit dem US-Amerikaner über rassistische Inhalte, Waffenbeschaffung und Mordphantasien aus. Fast eineinhalb Jahre nach David S. griff William A. selbst zur Waffe und tötete an der Aztec High School in New Mexico zwei junge Menschen. Nun steht die Frage im Raum, ob zumindest diese Morde hätten verhindert werden können, wenn nach der Auswertung der Chataktivitäten von David S. »rechtzeitig Informationen an die US-Behörden über William A. geflossen wären« – so formulierte es die fraktionslose bayerische Landtagsabgeordnete Claudia Stamm am Wochenende in einer Presseerklärung. (jW)
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