Marktgeschützt
Von Arnold SchölzelBis zum kommenden Sonnabend ist in der jW-Ladengalerie noch die Ausstellung »Arno Mohr – frühe Druckgrafik 1947–1955« zu sehen (am 23. Juni mit einer Sonderöffnung ab 13 Uhr). Michael Mäde, der zusammen mit ihrem Kurator, dem Sammler und Herausgeber des Werkverzeichnisses der Mohrschen Druckgrafik Andreas Wessel, den sehr gut ausgestatteten Ausstellungskatalog gestaltet hat, bezeichnet sie, »so bescheiden sich ihr Umfang ausnimmt«, als »eine kleine Sensation«.
Das ist nicht übertrieben, schon deswegen nicht, weil hier Arbeiten gezeigt werden, die der Öffentlichkeit bisher vorenthalten blieben. Die Ausstellung gewährt einen Blick in das »Werden« Mohrs, d. h. in eine Phase, in der er zwischen Farblithographie, Holzschnitt und Radierung, Sujets und Darstellungsweisen wechselt. Fest steht: Da hat ein Großer seinen Weg begonnen, einer, der Bildaufbau und -dramaturgie mit wenigen Strichen setzt wie in »Stahlwerker (Metallurgie Hennigsdorf) I« (1949) oder »Straßenarbeiter« (1950). Der aber auch großzügige Farbgebung nicht scheut – manchmal in expressionistischer Anmutung.
Beim Galeriegespräch am 12. Juni würdigten Wessel und der Karikaturist, Grafiker und Autor Harald Kretzschmar auf unterhaltsame Weise Mohr als Lehrer zahlreicher Künstler, denen er solides Handwerk und höchste Qualität abverlangte, nicht selten schroff, aber mit eigenem Beispiel eingreifend. Stets, wie Kretzschmar betonte, darauf aus, von den Schülern zu lernen. Derartiges sei zuletzt in der DDR möglich gewesen, so Wessel, Druckgrafik habe sich dort »marktgeschützt« entwickeln können. Für den heutigen Kunstbetrieb sei sie geschäftlich uninteressant.
Mohrs Druckgrafik zeigt zivilisiertes Zusammenleben mit Humor statt Pathos. Es scheint ebenso bedroht wie seine Kunst.
Arno Mohr – frühe Druckgrafik 1947–1955. Ausstellung. jW-Ladengalerie, Torstr. 6, 10119 Berlin. Bis 23. Juni. Eintritt frei. Katalog, 38 Seiten, 7,60 Euro
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