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Aus: Ausgabe vom 23.06.2018, Seite 10 / Feuilleton

Ungarischer Hass

Neofaschismus heute: Nach einer homophoben Kampagne in der regierungsnahen ungarischen Tageszeitung Magyar Idök hat die ungarische Staatsoper 15 Vorstellungen des Musicals »Billy Elliot« abgesagt. Das Bühnenstück von Elton John und Lee Hall handelt vom schwierigen Schicksal eines elfjährigen Jungen aus armen proletarischen Verhältnissen in Großbritannien vor dem Hintergrund der Bergarbeiterstreiks der Jahre 1984/1985. Er will Ballett tanzen, alle denken, er sei schwul, aber ist er es?

Ein Sprecher des Opernhauses sagte am Freitag, dass das Musical nicht ganz abgesetzt werde, vielmehr seien nur 15 Vorstellungen abgesagt worden – von insgesamt 44, die im Juni und Juli geplant waren. Grund sei das zurückgegangene Interesse der Zuschauer, welches man auf die homophobe Kampagne zurückführe. Das Musical, das 2016 in Budapest Premiere hatte, bleibe aber auf dem Spielplan, auch in der kommenden Herbstsaison. Magyar Idök hatte geschrieben, das Stück verführe Jugendliche zur Homosexualität. Operndirektor Szilveszter Okovacs, der eigentlich als Anhänger der rechtsnationalen Regierung gilt, rechtfertigte daraufhin die Darbietung mit dem Argument, man habe die homosexuellen Aspekte in der Inszenierung in den Hintergrund gerückt. (dpa/jW)

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