Die Hetzer und das Vieh
Die CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat will den Kammerspielen und dem Volkstheater in der Stadt verbieten, gegen die Christsozialen zu demonstrieren. »Jeder kann als Privatperson seine Meinung frei äußern und beispielsweise an Demonstrationen teilnehmen«, betonte der zweite Münchner Bürgermeister Josef Schmid (CSU) am Mittwoch. »Öffentliche Institutionen sind allerdings aus gutem Grund dazu angehalten, sich politisch neutral zu verhalten.« In einem Antrag fordert die Fraktion Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zur Einleitung »dienstaufsichtsrechtlicher Maßnahmen« an den von der Stadt finanzierten Häusern auf. Die Kammerspiele und das Volkstheater mit ihren Intendanten Matthias Lilienthal und Christian Stückl hatten für den kommenden Sonntag zu der Demonstration »Ausgehetzt« aufgerufen, die sich auch explizit gegen die Flüchtlingspolitik der CSU richtet. »Bei mir ist der Geduldsfaden gerissen, als (Bundesinnenminister Horst) Seehofer sich über die Abschiebung von 69 Flüchtlingen an seinem Geburtstag gefreut hat«, sagte Lilienthal.
Trotz der Querelen bleibt Christian Stückl bis 2025 Chef des Münchner Volkstheaters. Am Mittwoch unterschrieb er seinen neuen Vertrag, der alte lief bis 2020. Der Münchner Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) sagte, Stückl sei immer neugierig und abwechslungsreich geblieben, »ein Theatervieh«. Er habe es geschafft, »Bewährtes und Neues, Tradition und Zukunft« zu verbinden. Stückl, der auch die Passionsspiele in Oberammergau leitet, ist seit 2002 Volkstheater-Intendant. Unter ihm entdeckte ein junges Publikum das Haus, das erfolgreiche Nachwuchsfestival »Radikal jung« ist weithin bekannt. (dpa/jW)
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