Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 14.12.2002, Seite 16 / Aktion

Trotz erzielter Reförmchen

jetzt vernetzen! Heute: junge Welt und Frauen/Feminismus
Von Jana Frielinghaus / Florence Hervé

Jana Frielinghaus, Redakteurin Innenpolitik:_

Frauenbewegung? War da mal was? Durchaus, aber im Moment ist hierzulande nicht viel davon zu spüren. In der Medienlandschaft dominiert die politisch oft diffuse »Frauenpower« von EMMA & Co. Ein paar engagierte Publikationen in kleiner Auflage widmen sich dem Kampf der Frauen um Gleichberechtigung und um ihr Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit, analysieren dabei auch die gesellschaftlichen Ursachen für die Unterdrückung von Frauen.

In den zwölf Jahren nach der »Wende« hat es einen Rückschlag nach dem anderen in der praktischen Emanzipation der Frauen gegeben. Die Betroffenen in Ost und West hatten dem wenig entgegenzusetzen. Zu groß waren die kulturellen Unterschiede und das gegenseitige Unverständnis. Vieles, was die West-Feministinnen in langen und harten Auseinandersetzungen erstritten hatten, konnten Ostfrauen in seiner Bedeutung nicht nachvollziehen. Und gerade linke Ostfrauen sahen selbst solidarische Kritik an patriarchalischen Strukturen in der DDR zunächst vor allem als Teil des Generalangriffs auf alles an, wofür sie gelebt und gekämpft hatten. Vieles, was im Osten normal war, wie etwa die Teilhabe fast aller Frauen am Erwerbsleben, schien Feministinnen im Westen gar nicht so erstrebenswert. Warum, konnten Ostlerinnen erst nach einigen Jahren im Kapitalismus begreifen.

Bis heute haben die »ungleichen Schwestern« nicht so recht zusammengefunden. Was fatale Folgen hatte. Die Erwerbsquote von Frauen im Osten nähert sich der im Westen, die sich seit der »Wende« von knapp 50 auf heute rund 56 Prozent erhöht hat. Kommunale Kinderbetreuungsmöglichkeiten im Osten werden immer weiter reduziert, und im Westen gibt es davon so wenig wie eh und je. Massive Gegenwehr der Betroffenen ist wie bei anderen Themen bisher ausgeblieben.

Die junge Welt versucht, über solche Prozesse und über politische Initiativen im Umfeld der Frauenfrage regelmäßig zu berichten. Das gelingt nicht immer. Daß auch in unserer Redaktion die Männer in der Überzahl sind, ist eine der Ursachen dafür. Was die Reflexion feministischer Theorie und die Aufarbeitung der Geschichte der Frauenbewegung betrifft, muß diese Zeitung besser werden. Nicht nur, um die Schar der Abonnentinnen zu erhöhen, sondern vor allem, weil sich niemand als links bezeichnen kann, der Frauenrechte als nebensächlich und ihre Vorkämpferinnen als fundamentalistisch abtut. Wir bitten daher alle linken Feministinnen, uns bei unserer Arbeit zu unterstützen.

Florence Hervé, Autorin, Mitredakteurin des Kalenders „Wir Frauen“ und der Zeitschrift gleichen Namens:

Trotz erzielter Reförmchen in Sachen Gleichstellung: Frauen brauchen mehr denn je radikal-demokratische, feministische Zeitschriften und Berichte, die den gesamten Frauen-Lebenszusammenhang thematisieren, sexistische Diskriminierungen und antidemokratische Entwicklungen anklagen und die Frauen dazu ermuntern, ihre Rechte wahrzunehmen und sich in die politischen Auseinandersetzungen einzumischen. Denn die meisten Frauenzeitschriften orientieren auf Konsum, Karriere und Konkurrenz. Zu befürchten ist außerdem, daß in Zeiten einer neoliberalen, militarisierten Globalisierung sogenannte Frauenfragen auch bei Linken wieder unter den Tisch fallen.

Die Erfahrungen aus Befreiungsbewegungen zeigen, wie verheerend es für die Demokratie ist, wenn Frauenbelange vertagt werden. Mehr feministische Berichterstattung und Politik bedeutet mehr Demokratie.

Florence Hervé, Autorin, Mitredakteurin des Kalenders „Wir Frauen“ und der Zeitschrift gleichen Namens

Ideen, Anregungen und Beiträge an das junge Welt-Aktionsbüro Stichwort: »vernetzen«
Telefon: 030/53 63 55-10, E-Mail: verlag@jungewelt.de

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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