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Aus: Ausgabe vom 24.08.2018, Seite 11 / Feuilleton
Droste

Horny Hornhaut

Von Wiglaf Droste

Als Kurt Cobain »I’m so horny« sang, hieß das nicht »Ich bin so hornig«, sondern »Ich bin so geil«, also riemig, scharf und voller Lust. Kann man überhaupt »hornig« sein? Der deutsche Mann kann, er ist hornhäutig am Fuß der Fleischberge, und bei warmem oder heißem Wetter zeigt er seine Mauken zur Qual des Betrachterauges vor. Die Hornhaut ist hart, gelblichweiß und rissig und sieht nach Dürre und Vernachlässigung aus.

Die mit keinerlei Aufmerksamkeit bedachten Quanten sind Pflegefälle; statt sich zu kümmern, werden sie in Latschen gesteckt, in Schlappen. Damit dem schier übel werdenden unfreiwilligen Fußschlappenfleischbeschauer auch akustisch nichts entgeht, schlurft der hornhäutige Mann, zu schlapp, die Füße zu heben, hörbar das Trotteloir entlang. Schlurfen ist das sichtbar gemachte Eingeständnis, sich aufgegeben zu haben; wer Schlurfen für »lässig« erklärt, bedarf nicht nur der Fuß-, sondern vor allem der Geistespflege. Hornig schlurfen macht das Leben träge und entkleidet es jedweder Schönheit. Wer lieber hornig als horny ist, möge ganzjährig in vollständigem Schuhwerk durch die Welt latschen, am besten in Gummistiefeln, auch des Geruchs wegen.

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