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Aus: Ausgabe vom 19.12.2002, Seite 13 / Aktion

Alltag und »große Politik« verbinden

Jetzt vernetzen! Heute: junge Welt und Frauen/Feminismus (4)
Von Frigga Haug, Soziologin

Frigga Haug,
Soziologin, Mitherausgeberin von Das Argument – Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Mitbegründerin des Argument Verlages, in dem das Historisch-Kritische Wörterbuch des Marxismus erscheint:

Was mich zur Zeit immer bedrängender umtreibt, ist die Zerreißprobe, die »große Politik« mit Alltagsfragen zu verbinden. Wie ist es z.B. möglich, von Milliardenbeträgen zu hören, die für diese oder jene Kriegsaktivität ausgegeben werden sollen oder für den Wiederaufbau danach, wenig später von Millionen, die abtretende Manager bekommen und dann, daß es zwingend ist, angesichts leerer Kassen die Einkommen der ganz wenig Verdienenden weiter einzuschränken und damit auch ihre Zahl auszudehnen? Wie lebt man mit 400 Euro oder bei zwei Jobs mit 800 als alleinerziehende Mutter? Die Brücke in den Alltag zu schlagen ist auch feministische Pflicht. Eine linke Zeitschrift, die feministische Sichtweisen umfaßt, sollte folgendes tun: Alltag vorführen, wie er von »hohen politischen Maßnahmen« geformt wird. Um zunehmender Verzweiflung gegenzusteuern, sollten solche Berichte den Versuch wagen, alternative Handlungsmöglichkeiten am Horizont aufscheinen zu lassen. Ich würde mir wünschen, daß eine solche Berichterstattung auch dadurch leistbar wird, daß die LeserInnen aufgerufen werden, über ihre Erfahrungen zu schreiben – unter dem Reihentitel »Mein kleines Leben und die große Politik«.

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