Hintergrund: Ohne Segen der Parteispitzen
Die zur Zeit sechsstellige Zahl registrierter Mitglieder der Sammlungsbewegung »Aufstehen« wächst täglich. Schon bei der offiziellen Gründung am 4. September waren es mehr als 100.000, im Lauf des Tages kamen nach Angaben der Initiatoren 10.000 hinzu. Wie viele davon aktiv und auf der Straße sichtbar werden, ist noch nicht absehbar. Die Vorsitzenden der Parteien, in die »Aufstehen« nach eigenem Bekunden frischen Wind bringen will, haben dazu nicht ihren Segen gegeben.
Sahra Wagenknecht wird in ihrer Partei Die Linke vorgeworfen, dass sie »Aufstehen« an deren Gremien vorbei initiiert habe, und das als Vorsitzende der Bundestagsfraktion. Parteichef Bernd Riexinger erklärte unlängst, Die Linke sei doch schon eine Sammlungsbewegung.
Für Misstrauen sorgt auch, dass Wagenknecht neben Nichtwählern auch einen Teil der AfD-Wähler zurückgewinnen will. Diese Menschen seien »nicht alle Nazis«, sondern manche vor allem wütend über die soziale Lage, sagte sie bei der Pressekonferenz zum Start von »Aufstehen«.
Die SPD-Spitze lehnt eine Zusammenarbeit mit »Aufstehen« erwartungsgemäß ab, denn gegen ihre Politik in der »großen Koalition« mit CDU und CSU richtet sich die Bewegung, der auch Simone Lange angehört. Die sozialdemokratische Flensburger Oberbürgermeisterin hatte im Kampf um den SPD-Vorsitz die frühere Arbeitsministerin Andrea Nahles herausgefordert. Mit 27,6 Prozent der Delegiertenstimmen verlor Lange die Wahl, erzielte aber einen Achtungserfolg.
Die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Franziska Brantner, erklärte am Dienstag, »Aufstehen« sei »keine Versuchung« für ihre Partei. Deren Exchef Ludger Volmer ist dort noch Mitglied, aber zugleich einer der Initiatoren von »Aufstehen«. (jW)
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