Schmunzeln in der HörBar
Von Wiglaf DrosteDie Kriminalromane von Martin Walker zeichnen sich durch die Liebe des Autors zum südwestfranzösischen Périgord und zur aquitanischen Lebensart aus, in der bestes Essen und Trinken so elementar wie selbstverständlich sind. Bannerträger des »Savoir vivre léger« ist Bruno Courrèges, Chef de police in Saint-Denis, einem kleinen Ort mit etwa 3.000 Einwohnern. In »Grand Cru«, Walkers zweitem Buch um den Connaisseur und Homme à Femmes Bruno (in deutscher Sprache im Jahr 2011 bei Diogenes erschienen), dreht sich alles um Wein, um kriminelle Spekulationsgeschichten, auch Kapitalismus genannt, um Mord und den Widerstand von Umweltaktivisten gegen gentechnische Veränderungen.
Walker, Jahrgang 1947, 25 Jahre Journalist beim britischen Guardian und unterdessen selbst im Périgord ansässig, mischt diese Zutaten routiniert und würzt sie mit einem etwas seltsamen, altbackenen Humor: In seinen »Bruno, Chef de police«-Krimis lässt er seine Figuren permanent schmunzeln. Ob es an der deutschen Übersetzung oder am Autor liegt, ist mir nicht bekannt; jedenfalls wird geschmunzelt, bis die Mundwinkel erschlafft und ausgeleiert und die Münder zu Schmunzelmuffen degeneriert sind.
Mein Lieblingsschmunzeln ist dieses: Bei der Schilderung eines Telefonats, das Bruno mit einem Hubert – sprich: »Ü-Bäär«– de Montignac führt, heißt es: »Hubert schmunzelte hörbar.« Seitdem ich diese drei Wörter las, lassen sie mich nicht mehr los: »Hubert schmunzelte hörbar.« Alle Versuche, mir vorzustellen, wie man »hörbar schmunzelt«, bleiben vergeblich. Hier versagen mir die Kräfte, und ich bin froh, dass ich Rätsel vom lautlosen Schmunzeln nicht lösen muss, sondern es an die Leser dieses Textes weitergeben kann: »Hubert schmunzelte hörbar. Hubert schmunzelte hörbar. Hubert schmunzelte hörbaaaahh …«
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