Wahre Tierrechte (3)
Von Wiglaf DrosteAls die ersten Kunden, die meisten von ihnen in überdimensionierten Karossen, zum Einkaufen auf den gepflasterten Hof fahren wollten, erlebten sie eine Überraschung. Ein großes Gatter, das üblicherweise offenstand, fanden sie mit einer dicken Eisenkette fest verschlossen vor. Auf der anderen Seite des Tores sahen sie nichts als ein paar Tiere, die zu ihnen herübersahen. Die Insassen der Automobile, meist Frauen oder Männer zwischen Anfang 40 und Mitte 60, wirkten erst ratlos, dann ungehalten. Einige hupten, aber nichts geschah, und sie stiegen aus. Ein Mann in hellbraunen Cordhosen und rot-weiß-kariertem Wollhemd zückte sein Mobiltelefon, drückte eine Taste, hielt das Handy ans Ohr, wartete eine Weile, steckte das Telefon wieder in die Hosentasche und schüttelte den Kopf. »Der Bauer meldet sich nicht.«
»Das ist doch die Höhe!« empörte sich eine grauhaarige Frau. »Nicht mal ein Schild hat er aufgestellt. Und jetzt ist er nicht erreichbar! In welcher Zeit lebt der eigentlich?« Andere stimmten in das Lamento ein. »Der lebt doch sehr gut von uns! Wir quälen uns hier raus und ermöglichen ihm sein gemütliches Landleben mit glücklichen Tieren!«
»Glückliche Tiere! Da ist es wieder!« schnob die Kuh und näherte sich dem Gatter.
Fortsetzung folgt
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