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Aus: Ausgabe vom 21.11.2018, Seite 10 / Feuilleton
Droste

Wahre Tierrechte (40)

Von Wiglaf Drosteww

Auf diese so wohltuend scheinende Weise sukzessive der klaren Sicht auf ihre Lage verlustig gehend, hörten die Menschen und Tiere vom Hof, die kurz zuvor noch aufgebracht und heftig austeilend Gegenwehr geleistet hatten, geduldig und immer handzahmer zu. Die Bank, führte Schwabedissen aus, benötige für die Aufstockung eines Kredits nun einmal Sicherheiten; das sei beileibe kein Ausdruck des Misstrauens, und wenn es nach ihm ginge, wäre die Angelegenheit, wie unter guten Partnern oder sogar alten, vertrauten Freunden üblich, längst vom Tisch, doch seien ihm leider die Hände gebunden. Sein für alle Beteiligten zufriedenstellender Kompromissvorschlag sei es nun, den wahren (mit h) und Warenwert (ohne h), wie er schmunzelnd erklärte, von unabhängigen Gutachtern neu estimieren und beziffern zu lassen. Was aber seien denn die Sicherheiten, die der Hof bieten könne, fragte er, als ob er sich das wohlfrisierte silbrige Haar darüber gerauft habe, und gab auf die rhetorische Frage sogleich selbst die adäquate Antwort: Die Tiere selbst hätten doch, jedes für sich wie auch als ein Ganzes – die herabsetzenden Worte »en gros« und »im Gesamtpaket« vermied er dezent – einigen Wert und könnten diesen, also sich selbst als Sicherheit anbieten, ad hoc, unbürokratisch und zu fairen Konditionen.

Kein empörtes Fauchen und Zischen ertönte, kein wütendes Blöken, nicht einmal ein wenig fingiertes Hahnengeschrei, wie Heinrich Heine es einst beschrieben hatte. Es war, als habe Schwabedissen mit seiner gewinnenden, Beifall erheischenden Tour mitsammen seines Gleitcreme-Timbres sämtliche Zuhörer sediert.

Fortsetzung folgt

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