Ein wichtiges Element der Linken
Von Boris Kagarlitzky, MoskauBoris Kagarlitzky,
Leiter des Instituts für Globalisierungsstudien, Moskau:
junge Welt? Der Name erinnert mich unweigerlich an etwas aus meiner sowjetischen Jugend. Eine Zeitung, die es gelegentlich im Deutschunterricht zu lesen gab, etwas aus der Deutschen Demokratischen Republik, politisch überprüft und für gut befunden (aber weniger langweilig als der Rest der Parteipresse). Das kann nun ein Anlaß für Nostalgie sein. Doch die junge Welt ist in ihrer heutigen Form ein besonderes Leseerlebnis und widerspricht den Erwartungen von fast allen, die aus Osteuropa kommen. Unübersehbar ist jW eine in Ostdeutschland gemachte Tageszeitung, doch speist sich ihre linke Ausrichtung nicht aus nostalgischen Erinnerungen an die kommunistische Vergangenheit. Auch unterliegt die junge Welt nicht der Versuchung, sich in der schönen neuen Welt des triumphierenden Neoliberalismus »einzurichten«.
Es haben in diesen Zeiten nicht allzu viele unabhängige linke Tageszeitungen in Europa überlebt. Obwohl die Linke zur Zeit faktisch einen weltweiten Aufschwung erlebt, wird es noch einige Zeit dauern, bis wir uns wirklich von den Desastern der späten 80er und frühen 90er Jahre erholt haben. (...)
Unter diesem Aspekt ist die junge Welt ein wichtiges Element der linken Szene in Deutschland und in Europa. Man mag in ihr eine harte Kritikerin der »politisch vernünftigen« Linken sehen, und möglicherweise geht sie darin manchmal zu weit. Doch wie sonst, wenn nicht durch eine solche radikale Kritik, kann sich die Linke erholen und vorankommen. Die besten Wünsche für 2003 – bleibt am Ball!
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