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Aus: Ausgabe vom 15.12.2018, Seite 10 / Feuilleton
Droste

Jau, hab’ ich: Wahre Tierrechte (61). Von Wiglaf Droste

Von Wiglaf Droste

Erleichtert verließ Jochen die Party und sah Andreas auf einem Stuhl unter der großen Hofkastanie sitzen. Er rauchte, Jochen schlenderte zu ihm hinüber, griff sich unterwegs ebenfalls einen Stuhl, stellte ihn vor Andreas ab, nahm rittlings darauf Platz und sah den alten Freund an. »Ziemlich rauschende Party, oder?« fragte er, Andreas inhalierte, es roch nach Kiff, er nickte stumm, ließ den Rauch aus sich entweichen und antwortete dann: »Ja, schön ist das. Der ganze Tag war klasse. Das hast du sauber hingekriegt.« Er bot Andreas den Spliff an. Der wehrte lächelnd ab: »Nee, schon lang nicht mehr. Und es verträgt sich nicht mit Alkohol, schon gar nicht« – er lachte – »mit Eierlikör! Aber eine schöne Zigarre kann ich dir anbieten. Warte, ich hole schnell zwei.«

Er stand flugs auf. »Danke«, rief Andreas ihm nach. »Hast du vielleicht noch deine alte Gitarre?« – »Jau, hab’ ich! Bring’ ich mit!« rief Andreas hörbar gut gelaunt und verschwand im Bauernhaus, während Andreas noch einen tiefen Zug nahm. »So.« Andreas war zurück wie der Wind, drückte Jochen einen Gitarrenkoffer in die Arme und stellte dann einen Korb neben seinem Stuhl ab. »Neue Saiten sind im Koffer. Ich hab’ die Süße schon lange nicht mehr in meinen Händen gehabt.«

»In Neue-Saiten-Aufziehen hatte ich heute ja reichlich Anschauungsunterricht.« Andreas teilte Jochens gute Stimmung, öffnete den Gitarrenkoffer und sah fast ehrfurchtsvoll hinein. »Die gute Martin! Und so einen Schatz lässt du hier versauern?« – »Ich komme nicht dazu und schäme mich beinahe dafür. Aber abends bin ich durch, und so ganz alleine …« Jochen brach ab, entkorkte eine Flasche Rouge, holte zwei Weingläser aus dem Korb, goss einen Schluck ein, schnupperte wohlig, sein Gesicht erhellte sich, er goss Wein in beide Gläser und widmete sich dem Anschnitt der Zigarren, beroch und beplorkte sie und rollte sie zwischen den Fingern, bis Andreas fertig gestimmt hatte.

Dann zündeten beide ihre Zigarren an, pafften, prüften, ob der Tabak gut zog, und hoben dann zufrieden die Gläser. »El pueblo unido jamás será vencido«, sprach Andreas gemessen und ironisch zugleich, und im gleichen Tonfall tat Jochen es ihm nach: »Viva la victoria siempre!«

Fortsetzung folgt

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