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Aus: Ausgabe vom 30.01.2019, Seite 11 / Feuilleton

Burg, Schorn, Kockisch

Von Jegor Jublimov
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»Alltagsfilme zu etwas Besonderem machen«: Christine Schorn und Uwe Kockisch am Set von »Konrad & Katharina«

Es war der Kalte Krieg, der eine erfolgreiche Schauspielkarriere zum Erliegen brachte. Zwölf Jahre lang wurde Ursula Burg am Deutschen Theater Berlin umjubelt, spielte große Rollen wie Minna von Barnhelm, Maria Stuart und Candida von Shaw (die zwei letzteren auch im Deutschen Fernsehfunk). Sie konnte einmalig spöttisch-ironisch sein, aber tragische Momente auf zurückhaltende Art wirken lassen. Bei der DEFA debütierte sie in dem antifaschistischen Film »Die Sonnenbrucks« (1951), spielte eine Westberliner Zynikerin in Slatan Dudows »Frauenschicksale« (1952) und wechselte als Ellen Mamlock in Konrad Wolfs Film »Professor Mamlock« (1961) von Würde über Ratlosigkeit in wiederum verzweifelte Würde. Für diese Leistung wurde sie mit dem Kunstpreis der DDR ausgezeichnet. Es blieb ihre letzte Filmrolle. Mit dem Mauerbau wurde Westberliner Künstlern angetragen, ihren Wohnsitz im Osten zu nehmen; dazu konnte sich Ursula Burg nicht durchringen, aber auch im westdeutschen Theaterbetrieb nicht Fuß fassen. Sie starb 1996. Geboren wurde sie am Sonntag vor 100 Jahren. 2002 gab es noch eine verspätete Filmpremiere mit ihr in der Titelrolle. Der Film »Die Schönste« aus dem geteilten Berlin, der 1957 nicht herausgekommen war, wurde durch die DEFA-Stiftung doch noch zur Uraufführung gebracht.

Kurz nach Burgs Verschwinden von der Bildfläche betrat eine Schauspielerin die Bühne des Deutschen Theaters, dem sie noch heute als Gast angehört. In Viktor Rosows Gegenwartsstück »Unterwegs« begannen 1963 die Laufbahnen von Dieter Mann und Christine Schorn. Sie hat viel für den Funk gesprochen, arbeitete seit 1963 vor der Kamera. 1968 erhielt sie für die Fernsehproduktion »Die Zeichen der Ersten« den Nationalpreis. Einen zweiten bekam sie 1987 für ihre Darstellung der Rosa Thälmann im Zweiteiler zu Thälmanns 100. Geburtstag. Am besten war die Schorn immer in Alltagsfilmen, die sie mit ihrer Kunst zu etwas Besonderem machte, etwa in »Nachtspiele« (1978). Weitere Beispiele wären ihre Ärztin in »Heute abend und morgen früh« (1980) oder die Psychologin in »Die Beunruhigung« (1982).

Zum 75. Geburtstag zeigt der MDR am Freitag mittag »Konrad & Katharina« (2013) mit Christine Schorn und Uwe Kockisch. So schlägt der Sender zwei Fliegen mit einer Klappe, denn Kockisch wird morgen 75, und der MDR hat dazu einen Porträtfilm im Programm. Sicherlich wird der heute als »Commissario Brunetti« und einst aus DEFA-Filmen wie »Lachtauben weinen nicht« (1979) oder »Dein unbekannter Bruder« (1982) bekannte Schauspieler von seinen jugendlichen Dummheiten als Ost-West-Schieber mit versuchter Republikflucht erzählen, aber auch, wie er danach aufgefangen wurde und am Maxim-Gorki-Theater ein prägender Schauspieler werden konnte.

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