Die Gewerkschaften erneuern
Mehr als 700 Teilnehmer fanden sich zur vierten Streikkonferenz ein, die die Rosa-Luxemburg-Stiftung am vergangenen Wochenende in Braunschweig veranstaltete. Unterstützt wurde die Stiftung von den IG-Metall-Geschäftsstellen Braunschweig, Salzgitter-Peine und Wolfsburg sowie von den regionalen Verbandsbezirken Südostniedersachsen der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten, von Verdi und des DGB. Partner waren außerdem die Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften, das Verdi-Bildungswerk sowie die GEW Braunschweig.
Florian Wilde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung war am Sonntag der Meinung, dass diese Tagung die größte »linksgewerkschaftliche Konferenz der vergangenen drei Jahrzehnte« gewesen sei. Linke Gewerkschaftspolitik ist für Wilde klassenkämpferische, internationalistische Gewerkschaftsarbeit, die auf eine Demokratisierung der Gewerkschaften abzielt und die Überwindung des Kapitalismus zum Ziel hat. Verteilungsfragen gehörten dazu, schließlich sei der eklatante Unterschied zwischen den Reichen und Armen dieser Welt Ausdruck der Klassengesellschaft. Die Debatte um das Ziel gewerkschaftlicher Arbeit war allerdings allenfalls am Rande der Konferenz Thema. Im Vordergrund dieser Tagung (im Gegensatz zu vorhergehenden, die das Thema Streik ins Zentrum rückten) standen gewerkschaftliche Erneuerungsstrategien. Dabei geht es unter anderem darum, wie Beschäftigte für die Gewerkschaftsarbeit gewonnen werden, wie sie selbstständig betriebliche Organisationsstrukturen aufbauen können und letztlich Organisationsmacht entwickeln, um Forderungen effektiv durchsetzen zu können. Die Forderungen betreffen in aller Regel die Verbesserung von Arbeitsbedingungen durch Arbeitszeitverkürzung, Lohnerhöhungen oder Tarifbindungen.
Unter dem Motto »Aus unseren Kämpfen lernen. Streiks auswerten, Strategien entwickeln, politischer werden« wurden die betrieblichen Auseinandersetzungen der letzten Jahre in den Blick genommen. Mit der US-amerikanischen Gewerkschafterin Jane McAlevey und der Personalratsvorsitzenden der Universität Sevilla, Ana Rincón, erweiterte die Konferenz die Perspektive auf die großen bis vor kurzem anhaltenden Streiks im nordamerikanischen Bildungs- und Gesundheitsbereich sowie den Generalstreik am internationalen Frauentag im vergangenen Jahr in Spanien. Kämpfe gegen Betriebsschließungen, gewerkschaftsfeindliche Unternehmensstrategien (Union Busting) und Auseinandersetzungen um die tarifliche Ost-West-Angleichung waren ebenso Thema wie der Einfluss der politischen Rechten im Betrieb und in der Gesellschaft. (sk)
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