Der siebte Mann
Berlin. »Ich fahre jetzt los«, sagte der siebte Mann der junge Welt-Betriebsmannschaft eine Viertelstunde vor Anpfiff. Wo er war, wollte er nicht verraten. Zwei Ersatzspieler hatten sich kurzfristig krankgemeldet. In Unterzahl schien die Revanche gegen die Tageszeitung noch etwas aussichtsloser. Im vergangenen Sommer hatte die jW-Auswahl nach mehr als zehn Jahren zum ersten Mal wieder einen Fußballplatz betreten und war gegen die Taz 2:8 untergegangen. Vor der Revanche im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark war der Abstand eher noch größer geworden. Regelmäßiges Training und Spielpraxis aus der Zweiten Medienliga hatte die Taz- der jW-Auswahl voraus, und jetzt waren sie einer mehr. Fünf Minuten vor Anpfiff traf der jW-Mannschaftsrat die glückliche Entscheidung, die Besten hinten reinzustellen. Vorne mochte der Weltgeist helfen. Die Taz erklärte sich in einem großen Akt sportlicher Fairness bereit, bis zum Eintreffen des verschollenen Kollegen ebenfalls nur zu sechst (mit Ersatzmann) zu spielen. In der Halbzeitpause hatte der siebte Mann den Jahn-Sportpark erreicht. Wie er am Telefon versicherte, konnte er das Flutlicht sehen. Bis er am Spielfeldrand auftauchte, sollte es aber noch dauern. Die Partie war beim Stand von 1:1 hart umkämpft, jW-Keeper Daniel Hager hielt lautstark die Abwehr zusammen und lag bei Glanzparaden waagerecht in der Luft. In der Schlusssekunde hatte jW-Torschütze Bratanovic den Sieg auf dem Fuß, der Ball strich über die Latte. So blieb es beim leistungsgerechten Unentschieden, das sich für die jW wie ein Sieg anfühlte. Auch ohne siebten Mann, der leider kein Sportzeug dabeihatte. (jW)
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