Hintergrund: Länger arbeiten
Am 8. Februar hielt Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling* seine Rede »Deutschland und Europa 2019. Mehr Chancen oder mehr Risiken?« beim Jahresauftakt der Bundesbank-Landesvertretung Nordrhein-Westfalens in Essen:
Das Jahr 2019 ist (…) ein ganz entscheidendes Jahr, (…) in dem wesentliche Meilensteine für die kommenden fünf Jahre gelegt werden. (…) Ich denke hier vor allem an die Konjunktur, die in den vergangenen Wochen ins Blickfeld der Journalisten und Analysten gerückt ist. Stichwort: »Die fetten Jahre sind vorbei.« (…)
Die eigentlichen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft sind aber langfristiger Natur. Insbesondere gilt es, das Potentialwachstum zu stärken. (...)
Nun hat Deutschland bei der Erwerbsbeteiligung im internationalen Vergleich bereits ein sehr hohes Niveau erreicht: Es gibt immer weniger Menschen, die nicht erwerbstätig sind oder unfreiwillig in Teilzeit tätig sind. Allerdings ist die durchschnittliche Arbeitszeit hierzulande im europäischen Vergleich niedrig. Insofern sollte die Politik die Frage in den Blick nehmen, wie es Menschen attraktiv und möglich gemacht wird, mehr zu arbeiten.
Keine Sorge, das ist kein Plädoyer für die Einführung der 80-Stunden-Woche. Ich denke vielmehr z. B. an die Erwerbsbeteiligung von Frauen, bei der es noch Luft nach oben gibt. So arbeiten Frauen hierzulande häufiger in Teilzeit als es im EU-Durchschnitt üblich ist.
Neben den Frauen ist vor allem an die Älteren zu denken, wenn es darum geht, die Erwerbsbeteiligung zu erhöhen. Hier wurden in den vergangenen Jahren bereits bemerkenswerte Fortschritte gemacht, insbesondere bei den 55- bis 65jährigen. Im Ergebnis stieg nicht nur das gesetzliche Renteneintrittsalter, sondern auch das tatsächliche Renteneintrittsalter, und zwar seit 2000 um zwei Jahre – trotz der Einführung der Rente mit 63 im Jahr 2014. Würde der Übergang vom Erwerbs- in das Rentnerleben flexibler gestaltet werden, so könnte die Erwerbsbeteiligung der Älteren weiter gesteigert werden.
Neben den Frauen und den Älteren sind es die Zuwanderer, die das Arbeitsangebot in unserem Land auch künftig stärken können: Sie sind überproportional häufig jung und männlich und haben insofern eine tendenziell hohe Erwerbsneigung. (sz)
*Hinweis: In einer früheren Fassung des Artikels wurde die Rede fälschlicherweise dem Präsidenten der Bundesbank, Jens Weidmann, zugeschrieben. Wir bitten dies zu entschuldigen.
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