Braune Partys
Von Susan BonathOstritz/Magdeburg. Sie grölten »Sieg Heil«, attackierten Polizisten und griffen Journalisten an. Trotzdem ließ die Polizei – mit 300 Beamten im Einsatz – die rund 500 Neonazis gewähren. Im ostsächsischen Ostritz hatten diese in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag eine zur politischen Versammlung erklärte Rechtsrockparty gefeiert. Anmelder war NPD-Vize Thorsten Heise.
Das braune Event fand auf dem Areal des kürzlich aus baurechtlichen Gründen geschlossenen Hotels Neißeblick statt. Betreiber Hans-Peter Fischer fungiert schon seit Jahren als NPD-Herbergsvater. Dennoch dürfen bei öffentlichen Versammlungen Medienvertreter nicht ausgeschlossen werden. Nach Polizeiangaben versuchten die Neonazis um Heise zunächst, ihnen den Zutritt zu verweigern. Beamte begleiteten die Journalisten zum Eingang. Dort habe sie zunächst eine gewaltbereite Gruppe körperlich bedrängt und attackiert, schließlich mit vollen Bierbechern beworfen. Die Polizisten schickten die Journalisten fort. Aus dem Zelt seien anschließend unter anderem »Heil Hitler«-Rufe zu hören gewesen. Es wurden Verfahren wegen Sachbeschädigung, Volksverhetzung, Beleidigung und Verstößen gegen das Waffen- und Versammlungsgesetz eingeleitet.
In Ostritz veranstaltet die rechte Szene seit Jahren Großevents. Verboten wurden sie bisher nicht. Offenbar weil nun auch Beamte angegriffen worden waren, warnte nun aber die Polizei: »Mit Blick auf zukünftige ähnlich gelagerte Lagen zeigt sich einmal mehr, dass die ordnungsgemäße Durchführung einer Versammlung und der Konsum von Alkohol nur schwer zu vereinbaren sind.« Dies gefährde auch Polizisten. Derweil, so teilte die Behörde weiter mit, sei ein Friedensfest mit mehreren tausend Teilnehmern auf dem Ostritzer Marktplatz störungsfrei verlaufen.
Ebenfalls in der Nacht zum Sonntag löste die Polizei eine private Rechtsrockparty mit mehreren dutzend Teilnehmern in Magdeburg auf. Sie beschlagnahmte mehrere Tonträger sowie einen Laptop. Ein Neonazi habe dabei die Beamten mit Tritten und Schlägen angegriffen. Nun wird wegen Volksverhetzung und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Es habe sich »der Verdacht bestätigt, dass indiziertes rechtsextremistisches Liedgut abgespielt wurde«, so die Polizei.
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Leserbriefe zu diesem Artikel:
- Irmela Mensah-Schramm: Dank Absprachen Es geht aus dem Artikel nicht hervor, dass auch wegen begangener Körperverletzung gegen die Polizisten ermittelt wird bzw. Strafanzeige gestellt wurde. Wenn dem so nicht ist, so frage ich mich, wie da...
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