Vier gegen Winterkorn
Von Efthymis AngeloudisMartin Winterkorn soll es jetzt ans Eingemachte gehen. Gleich vier ranghohe VW-Mitarbeiter wollen als Kronzeugen gegen den ehemaligen Konzernchef aussagen, wie die Sueddeutsche Zeitung am Freitag berichtete. Winterkorn habe schon vor Bekanntwerden der Abgasmanipulationen durch die US-Umweltbehörde davon gewusst, habe sich aber gegen eine Offenlegung des Betrugs entschieden und gehofft, die Gesetzesverstöße weiter verschleiern zu können. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte am 15. April Anklage gegen Winterkorn erhoben. Ihm und vier weiteren Führungskräften des VW-Konzerns wird unter anderem ein »besonders schwerer Fall des Betruges« vorgeworfen.
Volkswagen hatte im September 2015 nach Ermittlungen von US-Behörden eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine illegale Software eingesetzt zu haben. Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hat nun für ihre Betrugsanklage gegen Winterkorn berechnet, dass in der Abgasaffäre bis zu neun Millionen mutmaßlich betrogene Autokäufer 77 Milliarden Euro verloren haben sollen. Sollte das Gericht diesen Schaden anerkennen, müsste VW zusätzlich zu den bislang in den USA angefallenen 30 Milliarden Euro noch einmal mit mehreren zehn Milliarden Euro an Schadenersatz rechnen.
Volkswagen ließ sich anscheinend nicht von diesen Summen behelligen und zahlte munter die vor drei Jahren wegen des Abgasskandals auf Eis gelegten Boni für dieses Jahr an die Konzernspitze aus. Wie ein VW-Sprecher am Freitag mitteilte, sollen frühere und aktuelle Vorstandsmitglieder im Mai über vier Millionen Euro erhalten. Die Bonuszahlungen fließen laut Volkswagen an fünf Manager: Exkonzernchef Matthias Müller kassiert gut 1,3 Millionen Euro, der frühere Einkaufschef Francisco Javier Garcia Sanz bekommt rund 1,1 Millionen Euro. An Traton-Chef Andreas Renschler fließt knapp eine Million Euro. Konzernchef Herbert Diess muss sich mit 540.000 Euro zufrieden geben. Immer noch besser als Finanzchef Frank Witter – dem stehen nur rund 250.000 Euro zu.
Bei diesen Boni würde man meinen, dem Konzern gehe es gut. Nur dumm, dass VW angesichts der schwächeren Konjunktur seinen bereits eingeleiteten Sparkurs weiter verschärfen will. Der Autokonzern hat seine Fixkosten zum Jahresbeginn um rund 200 Millionen Euro verringert, wie die Wolfsburger am Freitag mitteilten. »Im Verlauf des Geschäftsjahres sind jedoch weitere Anstrengungen notwendig, um Risiken aus den Märkten abzufedern«, erklärte Markenfinanzvorstand Arno Antlitz. Für diese Anstrengungen wird es wohl keine Boni geben.
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