Weit unter Wert
Das Lenbachhaus München hat 16 Zeichnungen des österreichischen Künstlers Alfred Kubin an die Nachfahren des jüdischen Ehepaares Morgenstern zurückgegeben. Die Bilder seien den Wiener Kunstsammlern von den Faschisten geraubt worden, teilte das Museum am Mittwoch in München mit. Hertha Morgenstern hatte 20 Werke im Juni 1938 an den Hamburger Apotheker und Sammler Kurt Otte für 30 Reichsmark pro Stück verkauft – nach Einschätzung von Experten weit unter Wert. Eine freie Verhandlung über den Kaufpreis sei damals nahezu ausgeschlossen gewesen. Otte kannte Kubin (1877–1959) und hatte schon seit den 1920er Jahren ein Archiv mit dessen Arbeiten aufgebaut. An den Werken der Sammlung Morgenstern war er sehr interessiert. Im Juni 1938 schickte ihm Hertha Morgenstern 44 Zeichnungen zur Ansicht, von denen sich Otte 20 Blätter aussuchte. Nach Einschätzung des Lenbachhauses wollte Hertha Morgenstern mit dem Verkauf der späteren Beschlagnahme der Kunstwerke entgehen. Ihr Ehemann wusste davon nichts und bedauerte den Verkauf. 1939 floh die Wiener Familie nach Großbritannien. Das Lenbachhaus kaufte Otte sein Kubin-Archiv später ab. Es umfasst Zeichnungen, lithographische Werke, Tagebücher, Briefe, Fotografien und Tonbänder. Dass es sich bei den 16 Zeichnungen um Naziraubkunst handelte, entdeckte das Museum bei einer Überprüfung seiner Sammlung. (dpa/jW)
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