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Aus: Ausgabe vom 04.06.2019, Seite 11 / Feuilleton
Kunst

Unzumutbar

Nach Auseinandersetzungen um die Teilnahme eines AfD-nahen Künstlers ist die 26. Leipziger Jahresausstellung in der Baumwollspinnerei (Foto) abgesagt worden. Die »stark politisierte und aufgeheizte Situation« sei Künstlern, Förderern und Besuchern nicht zuzumuten, teilte der Verein der Leipziger Jahresausstellung (LIA) auf seiner Internetseite mit. Die Schau mit mehr als 30 Künstlern hätte am Donnerstag (6. Juni) beginnen sollen.

Am vergangenen Freitag hatte der Vorstand des Vereins bekanntgegeben, dass der Beitrag des Künstlers Axel Krause ausgeschlossen werden soll. Krause hatte zuvor auf seinem privaten Facebook-Profil Sympathien für die AfD und entsprechende Positionen zur Flüchtlingspolitik kundgetan. »Die öffentlichen Äußerungen Axel Krauses widersprechen den ethischen Grundsätzen unseres Vereins«, hieß es von seiten des LIA. Man könne »an dieser Stelle nicht mehr die Kunst vom Künstler trennen«. Politische Neutralität erweise sich in diesen Zeiten als unmöglich. Der Verein bekenne sich zur Freiheit der Kunst. Zugleich war der amtierende Vorstand zurückgetreten. Er reagierte damit auf anhaltende Kritik aus der Kunstszene an der geplanten Ausstellung von Krauses Bildern. Mehrere Künstler hatten deshalb ihre Teilnahme an der Jahresausstellung zurückgezogen.

Die Absage der Veranstaltung stößt laut Leipziger Volkszeitung bei der Mehrheit der ursprünglich 37 Teilnehmer auf Unverständnis. In einer von 22 Künstlern unterzeichneten Stellungnahme heiße es, die Entscheidung scheine »überstürzt und unprofessionell«, sie solle zurückgenommen werden. Statt dessen wolle man den Anlass nutzen, ein Zeichen »für Pluralismus, Diversität und Humanismus« zu setzen.

Bereits im August des vergangenen Jahres hatte Krauses politische Haltung zu Diskussionen in der Kunstwelt geführt. Wegen seiner Äußerungen beendete die Galerie Kleindienst damals die langjährige Zusammenarbeit mit ihm. Der als Vertreter der Neuen Leipziger Schule geltende Maler ist Mitglied des Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung und weiß den Skandal für sich zu nutzen: Auf Facebook verglich er sich in den vergangenen Tagen mit von den Nazis verfolgten Künstlern. (dpa/jW)

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