Nachholbedarf
Die DDR-Kunst hat nicht aufgehört. So fasste Andreas Wessel die Diskussion zusammen, die am Donnerstag abend unter dem Titel »Es geht auch anders! Über den Umgang mit Kunst aus der DDR« in der junge Welt-Ladengalerie stattfand. Anlass war die dort zu sehende Ausstellung »Zeitzeichen«, für die der Kunstwissenschaftler Peter Michel 32 Werke aus dem Fundus der 2016 geschlossenen Galerie der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM) ausgewählt hat. Nach dem Ende der Sommerpause kann sie noch vom 5. bis 30. August noch besichtigt werden.
Auf dem Podium sprach der Initiator der jW-Kunstedition Wessel mit Michel und mit der Malerin Martina Dost, Vorsitzende des Arbeitskreises Kultur der GBM, auch das Publikum meldete sich immer wieder zu Wort. Michel argumentierte, die Bilderstürmerei der 90er sei weitgehend vorüber und langsam wieder ein positiver Bezug auf die DDR-Kunst möglich. Eine prominente Ausstellung im neuen von Mäzenen gestifteten Museum Barberini in Potsdam sei sogar vom Bundespräsidenten eröffnet worden. Dost sah das als Ausnahme – eine Ausstellung wie »Point of No Return. Wende und Umbruch in der ostdeutschen Kunst«, die ab dem 23. Juli im Leipziger Museum der bildenden Künste gezeigt wird, lasse dagegen die Rückkehr zu »alten Kämpfen« befürchten.
Offenkundig ist allerdings bei aller »Unbildung« (Heidrun Hegewald) des heutigen Publikums bezüglich der Verhältnisse im Sozialismus dessen neu erwachendes Interesse an der DDR-Kunst. Wer nun das Gefühl hat, kunsthistorischen Nachholbedarf zu haben, greift vielleicht zum aktuellen Heft der Marxistischen Blätter (Schwerpunkt »Kulturstaat DDR«), oder – noch einfacher – weiterhin zur jungen Welt. (jW)
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