Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Montag, 23. Dezember 2024, Nr. 299
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 18.07.2019, Seite 11 / Feuilleton
Pop

Der weiße Zulu

Johnny Clegg ist tot

Der südafrikanische Musiker Johnny Clegg ist tot. Mit großer Trauer bestätige man, dass Clegg am Dienstag im Alter von 66 Jahren in Johannesburg einer bereits 2015 diagnostizierten Bauchspeicheldrüsenkrebs-Erkrankung erlegen sei, teilte der südafrikanische Konzertveranstalter Real Concerts mit. »Johnny hinterlässt tiefe Spuren in den Herzen aller, die sich als Afrikaner betrachten«, hieß es in einer von mehreren lokalen Medien verbreiteten Reaktion von Cleggs langjährigem Manager Roddy Quin. »Mit seinem einzigartigen Musikstil überwand er kulturelle Grenzen wie kaum ein anderer.« Bei vielen Musikern wird es nur behauptet, auf den 1953 im britischen Rochdale geborenen Clegg trifft es unbedingt zu.

Clegg lebte mit seiner Mutter in Simbabwe, später in Johannesburg in Südafrika. Er studierte und lehrte Ethnologie, ab 1982 konzentrierte er sich ganz auf die Musik. Da war er freilich bereits regelmäßiger Gast auf kleinen Bühnen in den Townships, gab dort Konzerte mit seinem Freund Mntonanazo Mzila, der ihm die rhythmische Gitarrenmusik der Zulu nahegebracht hatte. Als Johnny & Sipho traten die beiden auf, spielten ein wunderbar eigensinniges Amalgam aus (britischem) Folk und Zulumusik.

Über seinen Stiefvater, einen Journalisten, war Clegg mit dem Leben in den Townships in Berührung gekommen und verbrachte dort als Teenager viel Zeit, obwohl Besuche für Weiße streng verboten waren. Deutschlandfunk Kultur erzählte er: »Ich liebte die Energie dort, das Leben, die Farben, die Struktur, die Offenheit der Townships.« Und Clegg war bald mehr als ein bloß neugieriger Gast. Er lernte die Sprache der südafrikanischen Volksgruppe Zulu, übte sich in ihren Tänzen. Eine sehenswerte Arte-Dokumentation über Clegg, das Apartheidregime und die (musikalischen) Antiapartheidkämpfe zeigt tolle Aufnahmen eines so selbstvergessen wie selbstverständlich tanzenden jungen weißen Musikers in einer Gruppe Zulu – unerhört eigentlich und deshalb um so bewegender.

Weltbekannt wurde Clegg mit den »gemischtrassigen« (wie man es rassistisch nannte) Bands Juluka (dt.: Schweiß) und Savuka (Wir sind erwacht). Clegg, der häufiger vor Gericht landete, weil er regelmäßig gegen die Rassengesetze des Regimes verstieß, nannte den Sound schlicht Crossover. Der Song »Asimbonanga« von 1988 ist dem zu dieser Zeit noch im Gefängnis eingesperrten Antiapartheidkämpfer und späteren Präsidenten Südafrikas, Nelson Mandela, gewidmet. Bilder Mandelas durften nicht verbreitet werden, »Asimbonanga« heißt: Wir haben ihn nie gesehen. Auf seinen von der südafrikanischen Volksgruppe verliehenen Spitznamen war Clegg zeitlebens sehr stolz, er lautet: »der weiße Zulu«. (msa)

Dieser Artikel gehört zu folgenden Dossiers:

Ähnliche:

  • Entsetzliche Verwüstungen: Ein Wandgemälde in Johannesburg warnt...
    06.06.2019

    Warte hier mit uns

    In seinem Roman »Positiv« porträtiert Masande Ntshanga eine Generation ohne Zukunft
  • »Baujahr 1994«: Mzolisi Quza und sein weißer BMW
    28.02.2015

    Baujahr 1994

    »Wasche deine Tränen weg in Knysnas Morgentau«: Wie Mzolisi Quza Mitglied des Walmer Country Club wurde und sich dort den Mühen des Alltags aussetzte
  • Bewegung in Lagos: Uche Okpa-Iroha »Under the
Bridge&a...
    03.03.2011

    Solidarität im Moloch

    Wie funktionieren afrikanische Megastädte? Die Ausstellung »Afropolis. Stadt, Medien, Kunst« in Köln

Regio:

Mehr aus: Feuilleton