Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 02.08.2019, Seite 11 / Kapital & Arbeit
Pop

Welcher Geist?

Ach, wie schade. Die geplante Neuauflage zum 50. Jubiläum des legendären Woodstock-Festivals ist rund zwei Wochen vor dem geplanten Beginn abgesagt worden. »Wir sind traurig, dass eine Reihe von unvorhergesehenen Rückschlägen es unmöglich gemacht hat, das Festival aufzuziehen, das wir uns vorgestellt hatten – mit dem großartigen Line-up, das wir gebucht hatten, und dem sozialen Engagement, das wir vorhergesehen hatten«, jammerte Organisator Michael Lang, der das Originalfestival 1969 mit auf die Beine gestellt hatte, laut Mitteilung, aus der zahlreiche US-Medien am Mittwoch zitierten.

Lang hatte seine Pläne für ein Jubiläumsfestival im Januar verkündet und Stars wie Miley Cyrus und Jay-Z dafür gewinnen können – beide weltweit dafür bekannt, den »Geist« Woodstocks in ihrer Musik zu transportieren. Zumindest sofern man darunter den Geist des Geldes versteht, von dem freilich auch schon die Organisatoren des Originals, nicht zuletzt Michael Lang, ziemlich beseelt waren, was sie allerdings nicht daran hinderte, einen schönen Batzen Schulden zu machen.

In den vergangenen Wochen hatten die Veranstalter der geplanten Wiederauflage zunehmend mit organisatorischen Problemen kämpfen müssen, weil mehrere anvisierte Veranstaltungsorte abgesagt wurden und Investoren und Künstler sich zurückzogen. Bis zuletzt war das Festival jedoch weiterhin für den 16. bis 18. August angekündigt gewesen.

Zum Original-Woodstock-Festival mit Musikern wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, The Who etc. pp. waren zwischen dem 15. und 18. August 1969 etwa 400.000 Menschen nach Bethel im US-Bundesstaat New York gekommen. Es gilt bis heute als Höhepunkt der Hippiebewegung in den USA, was einerseits stimmt, andererseits aber auch nicht so ganz. Der jW-Autor Frank Schäfer beschreibt in seinem klugen Buch »Woodstock ’69: die Legende« das grauenhaft organisierte, völlig überfüllte Festival nicht zuletzt als »Ausdruck für das enorme kollektive Bedürfnis nach einem Mythos, weil man aller Aufbruchsrhetorik zum Trotz insgeheim bereits ahnt und bald danach auch weiß, dass die eigene Zeit abgelaufen ist und man ein virtuelles Denkmal braucht, um sich zu vergewissern, dass die Realität es wert war, tradiert zu werden«. (dpa/msa)

Leserbriefe zu diesem Artikel:

  • Emil S., Erfurt: Ablenkung von Vietnam David Crosby, Jahrgang 1941, sagt heute über Woodstock: Wir konnten für eine Sekunde den Krieg in Vietnam vergessen. Und das ist genau das, was die Veranstalter zum Ziel hatten, nämlich vom Vietnamkri...

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