Hintergrund
Zum Jahrestag des verheerenden Angriffs der Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens auf einen Schulbus im Jemen, bei dem über 50 Menschen, darunter 40 Kinder, getötet und 80 Personen verletzt wurden, bemängelte der stellvertretende Länderdirektor von »Save the Children«. Bislang sei weder den Opfern und ihren Familien, noch den Überlebenden Gerechtigkeit zuteil geworden. Bis heute hätten diese teils Granatsplitter im Kopf und seien schwer traumatisiert. Der am 9. August 2018 mit einer in den USA produzierten, lasergesteuerten Bombe durchgeführte Angriff war einer von weit mehr als einem Drittel aller von der Kriegsallianz durchgeführten Bombardierungen, die rein zivile Ziele wie Schulen, Krankenhäuser, Moscheen, Hochzeitsgesellschaften, Märkte oder Trauerfeiern treffen.
Der Krieg, bei dem es vor allem um die Durchsetzung geostrategischer Interessen der Koalition und ihrer westlichen Verbündeten geht, hat die Infrastruktur des Landes nachhaltig zerstört. 24,1 von 28 Millionen Einwohnern Jemens sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, 19 Millionen haben keinen adäquaten Zugang zu Wasser und Gesundheitsversorgung, mehr als eine Million Menschen sind laut der Weltgesundheitsorganisation vom weltweit größten je registrierten Choleraausbruch betroffen. Laut einer 2018 in Sanaa durchgeführten Studie leiden 79 Prozent der jemenitischen Kinder unter schweren psychischen Problemen.
Experten sind sich einig: Würden alle Rüstungsexporte an Länder der Militärallianz aus den westlichen Industrienationen gestoppt, könnten die mangels nennenswerter eigener Rüstungsindustrien für diesen Krieg auf Waffenimporte angewiesenen Regierungen ihren Krieg nicht fortführen. Aber für die westlichen Regierungen sind die Rüstungsexporte an die Golfmonarchien nicht nur ein lukratives Geschäft. Es geht ihnen vor allem um die Kontrolle der Meerenge Bab Al-Mandab, der einzigen Ausweichmöglichkeit für Öltransporte, sollte Teheran die Straße von Hormus sperren. Und so setzt man sich über den Willen der Mehrheitsbevölkerung genau wie über Gutachten hinweg und setzt die Waffenlieferungen notfalls per präsidialem Veto durch, wie in den USA jüngst geschehen.
Auch der UN-Sicherheitsrat hat sich schon 2015, zwei Wochen nach Beginn der Luftangriffe, die Kriegsziele Riads zu eigen gemacht: Mit der Resolution 2216 wurde ein einseitiges Waffenembargo gegen die Ansarollah verhängt und diese zur bedingungslosen Kapitulation aufgefordert. Der damalige UN-Sondergesandte für den Jemen, Dschamal Benomar, hatte aus Protest seinen Rücktritt eingereicht. (wd)
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