Eine Mehlschwalbe (Donnerwetter!)
Von Jürgen RothJetzt ist es Ende August, die Sonne mauert sich hinter grauvioletten Gewitterausläuferwolken ein, aus denen 27 Tropfen fallen, der Verkehr fließt, entgegen allen Strömungsgesetzen, die Hauptstraße hinauf und die Hauptstraße zugleich hinunter, Feldmaschinen, Laster, Trucks, die die nahe Autobahn umgehen, Pkw sonder Zahl, mit dem Klima soll es ja nicht zum besten stehen, hört man, nun gut, gefahren muss werden, in 19 von 20 Wagen eine einzige sogenannte Person, in einer halben Stunde zwei Fußgänger, im Dorf.
Rechts die Kirche, davor das Kriegerdenkmal, das wir uns noch nie genauer angesehen haben. Im Straßengarten des Gasthauses »B.« die stramme, miniermottengeplagte Kastanie.
Gegenüber der nachsichtig verwildert wirkende Baronspark, hinter einer Mauer. Und über die Wipfel der Bäume schwimmt zügig, fast artwidrig zielstrebig eine einzelne Mehlschwalbe hinweg.
Man glaube kaum, welchen Trost solch’ zwei Sekunden zu spenden vermögen.
In der Serie Minima ornithologica
:
Vermutlich ist es so, dass Vögel keine Karriere machen, sondern in Ruhe gelassen werden wollen. Bisweilen wollen sie sich auch zeigen.
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