Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 30.09.2019, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Evangelikale Kreuzritter

Da soll noch mal jemand behaupten, die Trump-Administration sei nicht an Multilateralismus interessiert. Als der US-Präsident vergangenen Montag in New York parallel zum UN-Klimagipfel zu einem Treffen einlud, das dem globalen Schutz der Religionsfreiheit gewidmet war, da warb sein Sonderbotschafter Samuel Brownback stolz für den Beitritt zu der neuen »International Religious Freedom Alliance«, deren Gründung US-Außenminister Michael Pompeo im Juli angekündigt hatte. »Ähnlich gesinnte Staaten« sollten sich anschließen, forderte Brownback. Donald Trump erklärte vergangenen Montag dazu: »Kein Recht ist für eine friedliche, blühende und gedeihende Gesellschaft wichtiger als religiöse Freiheit«.

Nun mag man darüber spotten, dass ausgerechnet eine Administration zum Kampf für die Religionsfreiheit aufruft, die gezielt Einwohner muslimischer Staaten an der Einreise zu hindern sucht. Nur: Die Ankündigung, eine globale Allianz gegen Beschränkungen der Religionsausübung zu gründen, ist ernstgemeint – aus zwei Gründen. Der erste: Einsatz für Religionsfreiheit weltweit ist ein zentrales Motiv evangelikaler Christen, die in den USA sehr zahlreich sind, erheblichen Einfluss auf die Politik haben und bei Wahlen eine von Trumps wichtigsten Stützen bilden. Ihnen geht es bei der Religionsfreiheit vor allem um Missionsfreiheit für Christen in aller Welt. Mit ihrer neuen Initiative versammelt die US-Administration sie noch stärker als zuvor hinter Trump.

Der zweite Grund: Wie die Regierung in Washington einst im Kalten Krieg gegen die »gottlose Sowjetunion« agitierte, so beginnt sie nun auch im nächsten Großkonflikt, dem gegen China, unter dem Banner der Religionsfreiheit zu mobilisieren. Dabei bezieht sie sich nicht nur auf die Uiguren in Xinjiang und die Anhänger des Dalai-Lama in Tibet, sondern auch auf chinesische Christen. In einer Brandrede gegen die Volksrepublik behauptete Vizepräsident Michael Pence schon vor fast einem Jahr, Beijing sei dabei, »Kreuze niederzureißen, Bibeln zu verbrennen und Gläubige zu inhaftieren«. Washington will Evangelikale weltweit zum Kampf für Christen in China motivieren. Die »International Religious Freedom Alliance« würde damit zu einer weiteren Waffe im Kampf um die globale Hegemonie. (jk)

Regio:

Mehr aus: Schwerpunkt