Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 07.10.2019, Seite 3 / Schwerpunkt
Richtungsentscheidung

Hintergrund:

Konservieren oder transformieren?
Von Daniel Behruzi

Der Jenaer Soziologe Klaus Dörre sieht die Gewerkschaften vor der Entscheidung zwischen »konservierender und transformierender Interessenpolitik«. Erstere führe, so der Professor in einem Beitrag für die Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft, »in Richtung einer fraktalen Organisation, die den Anspruch einer Repräsentation aller Lohnabhängigen aufgibt, um nur noch die Partikularinteressen bestimmter Beschäftigtengruppen in einzelnen Branchen zu vertreten«. Ein Beispiel hierfür sei die Politik der IG Bergbau, Chemie, Energie und ihrer Betriebsräte im Lausitzer Kohlerevier. Eine Alternative wäre, »dass sich Gewerkschaften wieder stärker als soziale Bewegung verstehen, die ihre Machtressourcen offensiv nutzt, Mitgliederpartizipation ausbaut und ihr politisches Mandat auch und gerade bei der Durchsetzung ökologischer und sozialer Nachhaltigkeitsziele offensiv wahrnimmt.«

Die Empfehlung Dörres ist klar: »Unter den Bedingungen einer ökonomisch-ökologischen Zangenkrise« könnten die Gewerkschaften nur als »Protagonisten einer Nachhaltigkeitsrevolution« eine progressive Rolle spielen. Ihre besondere Aufgabe sei es, die ökologische mit der – von Umweltverbänden und Klimaaktivisten häufig vernachlässigten – sozialen Frage zu verbinden. Denn beim notwendigen ökologischen Umbau gehe es auch um Verteilungsfragen. Zwar werde es nicht »ohne materielle Umverteilung von den reichen zu den armen Ländern« gehen, argumentierte Dörre, dem es aber nicht um allgemeinen Verzicht geht: »Es ist keineswegs erforderlich, der Putzfrau die Mallorcareise und dem Daimler-Arbeiter das Häuschen zu nehmen oder gar dem Hartz-IV-Bezieher den Regelsatz zu beschneiden.« Vor allem müssten Superreiche und Milliardäre bezahlen.

Um das zu erreichen, müssten die Gewerkschaften ihre Machtressourcen erneuern und sich für eine grundlegende Demokratisierung einsetzen. Im Moment sind sie davon allerdings weit entfernt, wie Dörre feststellte: Für die IG Metall sei es »schon ein Fortschritt«, dass sie nicht mehr für eine Korrektur der von der EU vorgegebenen Emissionsziele »nach unten eintritt.« (dab)

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