Früh übt sich
Mit einem der ganz großen Preise haben sie ihn noch nicht beworfen, den Christian Kracht, dafür hatte er sich zu lange in der Popliteraturschmuddelecke rumgetrieben. Populär aber ist er, dafür bürgen die Verkaufszahlen wie das rege Interesse der Feuilletonkollegen und der Wissenschaft. Letzteres ist offenbar so groß, dass es sich der Schweizer Schriftsteller leisten kann, sein Archiv schon im zarten Alter von 52 Jahren ans Deutsche Literaturarchiv Marbach zu geben. Des Geldes wegen wird er das nicht tun, dafür verkaufen sich seine Bücher zu gut, und außerdem lebt er momentan in Indien, da kommt man mit helvetischen Franken in der Tasche sehr gut über die Runden. Ihm geht es wahrscheinlich um seinen Ruf als wichtigster Schweizer Gegenwartsautor – da können Bärfuss, Stamm, Bichsel, Widmer, und wie sie alle heißen, noch so rotieren, die sind alle nicht in Marbach.
Dort lagern nun neben Manuskripten von Artikeln und Interviews die Korrekturfahnen seiner Romane, das Drehbuchmanuskript zu seinem Debüt »Faserland«, Fotografien, Plakate und Korrespondenzen mit Weggefährten. Die digitale Korrespondenz und eine weitere Fotosammlung würden »zu einem späteren Zeitpunkt« nachgereicht, so das Literaturarchiv. Dürfen wir uns außer auf Krachts Whats-App-Nachrichten dann auch auf Arbeitsaufnahmen seines Anzugschneiders freuen? Wir wollen es hoffen. (pm)
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