Lohn, Preis, Profit
Ist doch alles nochmal gut gegangen. Vor der Verleihung des diesjährigen Deutschen Buchpreises waren die beiden Buchhändler in der Jury bereits in Sorge gewesen, etwas anspruchsvollere Literatur könnte prämiert werden. »Ich kann das nicht lesen, ich kann das nicht verstehen, ich kann das nicht verkaufen. (…) Wir müssen das verhindern«, schrieb Björn Lauer von Hugendubel in Frankfurt am Main an seine Kollegin Petra Hartlieb aus Wien über einen missliebigen Vorschlag der nervenden Literaturkritiker aus der Runde. Dabei hatte Peter Handke doch gar keinen neuen Roman veröffentlicht. Hartlieb plauderte die Bemerkung wenig später in der österreichischen Presse aus, konnte sich aber bei selber Gelegenheit bereits über »die Liste ›gut verkäuflicher‹ Titel in diesem Jahr« freuen.
Und der bestverkäufliche gewann: Von Sasa Stanisics Jugenderinnerungen »Herkunft« wurden bislang »nahezu 200.000 Exemplare (Buch, E-Book, Hörbuch) ausgeliefert bzw. verkauft. Momentan wird die zehnte Druckauflage vorbereitet«, frohlockt der Verlag Luchterhand in seinem aktuellen Newsletter. Eine Menge Holz für Gegenwartsliteratur, nicht mal nur metaphorisch gesprochen. Es hat sich also ausgezahlt, in der Preisrede den wesentlich anspruchsvolleren Literaten Handke anzuschwärzen, wegen angeblichen Aussagen zu den Jugoslawien-Kriegen, die bestimmt keiner überprüft, weil es sich so besser recht haben lässt und man die Bücher erst bestellen müsste. Die gefälligen Romane des Vorzeigeimmigranten mit dem Welpenblick und der einfachen Sprache (Stefan Gärtner) dagegen hat jede Bahnhofsbuchhandlung vorrätig. Herr Lauer und Frau Hartlieb dürften sehr zufrieden sein. (pm)
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