Wohl ein Lapsus
Relotius und kein Ende. Der Tagesanzeiger berichtet laut dem Fachportal Meedia.de von Vorwürfen gegen acht Wikipedia-Autoren, die seit Bekanntwerden des Fälscherskandals vor fast einem Jahr den Eintrag über Claas Relotius systematisch verfälscht haben sollen. Bei fünf der Accounts sei offenbar nachgewiesen worden, dass sie von demselben Computer aus gesteuert wurden.
Dem Bericht zufolge verharmlosten die Nutzer den Fälscher etwa als »Karl May unserer Tage«. Des weiteren zogen sie ein Jahrbuch einer deutschen Stiftung heran, um die Existenz eines kapitalistisch agierenden Steuerberaters in Kuba zu belegen. Diesen hatte Relotius porträtiert, woran es später starke Zweifel gab. Auch verfälschten sie offenbar Stellen aus dem Abschlussbericht der Spiegel-Kommission zu dem Fall und versuchten Passagen aus dem Buch des Relotius-Enthüllers Juan Moreno aus dem Onlinelexikon zu tilgen.
Letzteres betrifft den Teil des Buches, in dem es darum geht, dass Relotius gesagt habe, er könne eine Stelle beim Spiegel wegen seiner kranken Schwester nicht antreten. Eine Schwester hat der Fälscher allerdings nie gehabt. Um das Gegenteil zu beweisen, hatte einer der Accounts einen Screenshot einer Nachricht in der Welt hochgeladen. Wikipedia-Nutzer entlarvten das Bild später als Fälschung.
In Folge dieses Versuchs wurden die Wikipedia-Accounts Ende September wegen »massiver Manipulation« gesperrt. Eines der Konten hatte dem Tagesanzeiger zufolge »wohl durch einen Lapsus« einmal seine IP-Adresse preisgegeben. Die Adresse deute darauf hin, dass die Aktionen aus dem Umkreis der norddeutschen Gemeinde Seevetal gesteuert wurden. Dort liegt auch die Ortschaft Tötensen, aus der Relotius stammt. (jW)
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