Leserbriefe
Es gibt keine »intelligenten« Waffen
Zu jW vom 23. Februar: »Wieder Werbung für >sauberen Krieg<«
Es ist unter den Linken vielleicht nicht »in«, sich mit dem Militärwesen zu beschäftigen, und dennoch möchte ich zu einem möglichen »sauberen Krieg« der USA gegen den Irak zwei Bemerkungen loswerden.
Erstens: Die im Golfkrieg 1991 eingesetzten Marschflugkörper wurden seitdem für ihre »Kurs- und Treffgenauigkeit« gerühmt. Über die Wirkung am Ziel (worauf es aber ankommt) verlautete nichts. Das Schwadronieren der Boulevardpresse über die jetzt (angeblich) vorhandenen betonbrechenden Bomben deutet darauf hin, daß die Raketen von 1991 gegen unterirdische und gut betonierte, mithin gegen militärische Anlagen nicht viel ausgerichtet haben. Schwach geschützte »Bunker« für die Zivilbevölkerung verwandelten sich jedoch in Todesfallen für ihre Insassen.
Zweitens: »Intelligente Bomben«, die von Satelliten mittels Laserstrahlen ins Ziel geleitet werden, das klingt so schön nach »Krieg der Sterne«. Aber: Einige große Rauchkörper, die imstande sind, ein angegriffenes Objekt rasch in viel dicken, schwarzen Qualm einzuhüllen, legen damit jedes optische Zielgerät lahm, egal ob Zielfernrohr, Videokamera oder Laserstrahl aus dem Weltraum. Die »intelligenten« Bomben laufen aus dem Ruder, werden zu frei fallenden Bomben und treffen bestenfalls unbebautes Gebiet, schlimmstenfalls wieder die Zivilbevölkerung. Und falls keine Rauchkörper vorhanden sind: Brennendes Erdöl tut es auch.
Jens Lorek, Dresden
»Pakt für Arbeit« hat sich bestens bewährt
Zu jW vom 21./22. Februar: »Hoffnung bei Zekiwa«
Im ehemaligen Kreis Zeitz existieren faktisch keine größeren Betriebe mit ehemals über 1 000 Beschäftigten mehr. Hydrierwerk, ZEMAG, Piano-Union und Zekiwa wurden und werden nicht nur geschlossen, sondern geschliffen und die ehemaligen Standorte begrünt. Auf daß das scheue Reh »Investor« grasen kann, es grast aber kein einziges. Weitere Betriebe, wie Ogis, Zitza, Wäscheunion usw. usw. - ausradiert. Fast 10 000 Arbeitslose offiziell, und dies, obwohl seit 1990 allein die Stadt Zeitz fast 10 000 Einwohner verloren hat. Eine Arbeitslosenrate von 31,4 Prozent im Januar 1998.
Daß dies so ruhig und mit Verständnis für die (Bestattungs-)Unternehmensleitungen vollzogen wurde, haben die Betroffenen solchen verständnisvollen Betriebsratsvorsitzenden und Gewerkschaftern wie Herrn Aderhold mit zu danken. In Zeitz hat sich ein »Pakt für Arbeit«, gefördert durch die EU, sehr bewährt. Seit seinem Bestehen hat sich die Arbeitslosensrate von ca. 18 Prozent auf besagte 31,4 Prozent erhöht. Ohne nennenswerte Widerstände, mit viel Verständnis. Haben die Betriebsräte im Hydrierwerk noch gewisse Sonderkonditionen für ihre ehemaligen Beschäftigten erkämpft, so haben die Zekiwa- Beschäftigten dies ja nicht nötig. Sie haben »schnell wieder Arbeit gefunden, in den Behörden der Region, u. a. auch beim Arbeitsamt«. Mir war bis dato die Stärke dieses Amtes noch nicht bewußt. Die 1 800 Zekiwaer arbeiten dort offensichtlich ziemlich inkognito. Ich halte die Aussage dieses Betriebsratsvorsitzenden für skandalös. Zumindest hat er damit seine Eignung für eine Kandidatur für eine »unserer großen Volksparteien« bei der nächsten Wahl unter Beweis gestellt, verständnisvolle Paktierer sind immer willkommen.
Manfred Teßner, Zeitz
Inspirieren und solidarisieren
Warum eigentlich verfrachtet Ihr den Leser auf die letzte Seite? Haben wir das verdient? Wieso steht nicht das Feuilleton dort? Um es klarzustellen, Kultur ist nicht das Letzte. Doch die Leser sind Euer Leitmotiv. Mit ihnen den Dialog zu pflegen, für sie da zu sein, sie aufzuklären, sie zu unterhalten, sie auf- wie anzuregen, von ihnen inspiriert zu werden, sie zu bilden und zu erziehen, sie zu solidarisieren und ihnen das Gefühl des Trostes zu geben und Mut zu machen. Das, so denke ich, sollte die Strategie der Zeitung junge Welt sein - »links, wo das Herz schlägt«.
E. Rasmus, Berlin
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