Personenliste bei mutmaßlichem Lübcke-Mörder gefunden
Wiesbaden. Bei den Ermittlungen zum Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat die Polizei bei dem Hauptverdächtigen eine Datensammlung über 60 Personen und Objekte gefunden. Bei den Betroffenen handele es sich zum Teil um Personen des öffentlichen Lebens und Objekte wie Rathäuser überwiegend aus dem Großraum Kassel, erklärte ein Sprecher des hessischen Landeskriminalamts (LKA) am Donnerstag. Stephan Ernst habe die Aufzeichnungen überwiegend vor mehr als zehn Jahren angelegt – vor allem im Zeitraum von 2001 bis 2007, teilte das LKA in Wiesbaden nach der Auswertung von sichergestellten Datenträgern mit.
Das deckt einen Großteil des Zeitraums ab, in dem auch der »Nationalsozialistische Untergrund« (NSU) seine bundesweite Mord- und Anschlagsserie begangen hatte. Von September 2000 bis April 2007 hatte der NSU zehn Menschen aus überwiegend rassistischen Gründen ermordet und Listen mit weiteren möglichen Anschlagszielen geführt. In Kassel fiel 2006 Halit Yozgat dem vorletzten Mord zum Opfer, der bislang dem NSU zugerechnet wird.
Stephan Ernst soll Lübcke am 2. Juni mit einem Kopfschuss auf dessen Terrasse getötet haben – das gestand er bereits wenige Wochen nach der Tat, widerrief aber diese Aussage wenig später. Diese Woche kündigte sein Anwalt ein neues ausführliches Geständnis seines Mandanten an. Zwischen Ernst und Personen aus der Kasseler Neonaziszene, die im Münchner NSU-Prozess als Zeugen geladen waren und dort zum Teil drastische Erinnerungslücken vorschützten, bestanden nachweislich zumindest Kennverhältnise und ideologische Gemeinsamkeiten. (dpa/jW)
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