Weiter so
Von Dusan DeakSo viel D-Prominenz wie bei der Wahl der neuen SPD-Führung während des Parteitags am Wochenende gab es zuletzt im RTL-Dschungelcamp. Das Ergebnis von 165,1 Prozent der abgegebenen Stimmen für das neue Führungsduo brach spielerisch Martin Schulz’ 100-Prozent-Rekord. In einigen Passagen erreichten die Bewerbungsreden durchaus erfreuliches Grundschulniveau, das bestätigten anwesende Experten der Pisa-Studien. Auch Emotionalität und Engagement der Beiträge ließen nichts zu wünschen übrig und fielen nur kaum hinter das Niveau des Dienstag nachmittäglichen Briefmarkenfreundekränzchens des Seniorenkreises »Auenweide« im Landkreis Stade zurück.
Bei der Wahl der Stellvertreter zeigte sich die Parteitagsregie recht kreativ. In einem komplizierten Verfahren hat die SPD-Parteiführung mit einem genialen mathematischen Trick die Zahl der stellvertretenden Vorsitzenden von sechs auf drei halbiert und anschließend um zwei Drittel auf fünf erhöht. Hätten sie einfach einen Stellvertreter abgezogen und die Anzahl von sechs auf fünf reduziert, wäre das Ergebnis ganz anders ausgefallen. So ließ sich eine Kampfabstimmung zwischen Minister Hubertus Heil und dem Freizeitrebellen Kevin Kühnert vermeiden. Beide bekamen um die 70 Prozent der Delegiertenstimmen, was das zahlenmäßige Verhältnis der Befürworter des »Weiter so« zu den Anhängern des »ein Weiter so darf es nicht geben« realitätsgetreu abbildet.
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