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Aus: Ausgabe vom 28.12.2019, Seite 16 / Aktion
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Wie wir im kommenden Jahr die jW stärken
Von Dietmar Koschmieder
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Manifestation der Solidarität mit Kuba im Januar 2019 während der XXIV. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz

Wichtige Jahrestage und Termine stehen 2020 auf der Agenda. Linke sollten sie nutzen, ihre Arbeit zu justieren, Kräfte zu sammeln, Konsequenzen aus historischen Erfahrungen zu ziehen. So jährt sich im März der reaktionäre Kapp-Putsch und seine Bezwingung durch eine einheitlich agierende Arbeiterklasse zum 100. Mal. Im April feiern wir den 150. Geburtstag von Wladimir I. Lenin – und ehren ihn, indem wir seine Erkenntnisse nutzen. Im Mai begehen wir den 75. Jahrestag des sowjetischen Sieges im Großen Vaterländischen Krieg und mit ihm die Befreiung des faschistischen Deutschlands. Imperialistische Mächte und ihre Vasallen feiern ihn auf ihre Art: mit einem riesigen militärischen Aufmarsch an Russlands Grenzen zur Vorbereitung des nächsten Krieges. Aber auch wir meinen es ernst: Linke Kräfte werden gemeinsam mit der Friedens- und Umweltbewegung und Organisationen der Arbeiterklasse dem Treiben nicht tatenlos zusehen, sondern mit Ostermärschen und anderen Aktivitäten und Widerstandsformen reagieren.

Kein ruhiges Hinterland!

Es wird kein ruhiges Aufmarschgebiet geben, weder in Deutschland noch sonstwo. Auch im zweiten Halbjahr gibt es aber zunächst einmal etwas zu feiern: Die DKP lädt linke Kräfte aus dem In- und Ausland am letzten August-Wochenende zum Pressefest der Parteizeitung Unsere Zeit (UZ) ein, auch jW und M&R werden mit Festzelt und Lenin-Bar zum Gelingen beitragen. Und einer der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, Friedrich Engels, erblickte im November vor 200 Jahren das Licht der Welt. Nur einige der Jahrestage und Termine, die zum Nachdenken, Kämpfen und Feiern anregen.

Rosa-Luxemburg-Konferenz

Aber auch für die junge Welt gibt es im kommenden Jahr mehrere Jubiläen: Am 11. Januar eröffnen wir in Berlin die XXV. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz! Sie fand erstmals im Januar 1996 am Vorabend der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration statt, von der damals selbst manche Linke behaupteten, sie sei ein Auslaufmodell. Die Konferenz sollte linke Kräfte bündeln und das LLL-Wochenende (zu Luxemburg und Liebknecht gesellt sich Lenin) aufwerten. Dies ist gelungen, die 25. Ausgabe der Konferenz verbindet erneut Internationalismus mit sozialen Kämpfen und vereint junge und alte Linke aus Ost, West, Süd und Nord über alle Grenzen hinweg. Wie immer ist der Blick nach vorn und über den deutschen Tellerrand hinaus gerichtet: Uns interessieren Klassenkampferfahrungen aus der ganzen Welt, wir ziehen aber auch Schlussfolgerungen für die Kämpfe hier im Lande.

25 Jahre Verlag 8. Mai

Der April wartet mit weiteren Besonderheiten auf: Da wurde vor 25 Jahren die Tageszeitung junge Welt von ihrem damaligen Eigentümer eingestellt. jW-Mitarbeitende und Betriebsrat erfuhren davon auf dem Weg zur Arbeit über das Radio. Auf einer Pressekonferenz teilte dann allerdings der Betriebsratsvorsitzende mit, dass der Betrieb in Eigenregie der Belegschaft weitergeführt werde. Es folgten zähe Verhandlungen mit den Alteigentümern und die Gründung eines eigenen Verlages, dessen Geschäftsführer der bisherige Betriebsratsvorsitzende wurde. Noch vor der Eintragung ins Handelsregister am 24. April 1995 als Verlag 8. Mai GmbH i. G. nahm die Belegschaft die Produktion der Tageszeitung wieder auf. Inspiriert wurde der Name des Verlages durch den anstehenden 50. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus in Deutschland.

25 Jahre LPG junge Welt eG

Dass es gelingen würde, die Zeitung weitere 25 Jahre lang und mit klarer marxistischer Ausrichtung zu erhalten, glaubte damals niemand. Möglich wurde dies auch deshalb, weil gleichzeitig mit der Verlagsgründung die Gründung einer Genossenschaft angestrebt wurde. Denn niemand aus der neuen Geschäftsführung oder von den verbliebenen Mitarbeitenden verfügte über ausreichend Kapital, an Bankkredite war nicht einmal zu denken. Allerdings dauerte es noch Monate, bis dann am 7. Oktober 1995 die Linke Presse Verlags- Förderungs- und -Beteiligungsgenossenschaft junge Welt eG (LPG junge Welt eG) tatsächlich ins Genossenschaftsregister eingetragen wurde. Dieses Doppeljubiläum werden wir am Samstag, den 27. Juni 2020 mit Diskussion und Konzert in der Berliner Kulturbrauerei feiern, wo zuvor auch die Jahreshauptversammlung der Genossenschaft stattfinden wird.

Generationswechsel

Die Jahrestage der jungen Welt deuten aber auch an, dass bei der Zeitung ein Generationswechsel stattfindet: Während dieser in der Redaktion schon fortgeschritten ist, sind im Verlag noch einige Weichen zu stellen. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen, denn vor 25 Jahren war es einfacher, marxistisch geschulte Redakteure und Verlagsmitarbeiter mit Klassenkampferfahrung zu finden: Die DDR war zerstört, aber ihr Wissenschaftspotential noch verfügbar. Und selbst in der alten Bundesrepublik gab es damals noch lehrende Professoren mit marxistischem Hintergrund. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigen uns aber, dass die eklatanten Widersprüche des Kapitalismus nicht verborgen bleiben und nicht wenige junge Menschen auf der Suche nach einer Systemalternative mit dem wissenschaftlichen Sozialismus in Berührung kommen.

Linke Tageszeitung statt ­Zerstörung und Verfall

Um allerdings die junge Welt als marxistische Tageszeitung zu erhalten, braucht es nicht nur klug agierende Mitarbeitende in Verlag und Redaktion, sondern auch einen hohen Verbreitungsgrad der Zeitung. Nur wenn viele Menschen die junge Welt kennen und auch viele sie abonnieren, sind die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen für ihren Erhalt und Ausbau zu schaffen. Deshalb werden im kommenden Jahr wieder zahlreiche Aktionen zur Stärkung der jungen Welt durchführen. Wir starten auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz mit einer auf fünf Wochen konzentrierten Aboaktion, mit der möglichst viele jW-Lesende für ein Print- oder Onlineabonnement gewonnen werden sollen. Die Ausgabe der jW zum 1. Mai 2020 wird in einer Auflage von mindestens 126.000 Exemplaren gedruckt – weil mindestens 100.000 Exemplare rund um den Kampftag der Arbeiterklasse an vielen Orten verteilt werden. Abo- und Verteilaktion können nicht ohne kräftige Unterstützung durch unserer Leserinnen und Leser gelingen. Sie sind gleichzeitig ein wichtiger Beitrag gegen Kriegsvorbereitung und Verdummung – und für den Erhalt einer linken gedruckten Tageszeitung im Umfeld von Zerstörung und Verfall.

Grundhaltung ­internationalistisch

Auch im kommenden Jahr ist unsere Grundhaltung internationalistisch. Das zeigen wir in unserer Berichterstattung und bei anderen Aktivitäten. So organisieren wir gemeinsam mit einem libanesischen Kulturverein im März ein großes Solidaritätskonzert in der Berliner Urania, bei dem Marcel Khalifé und seine Musiker auftreten werden. Der Erlös wird für einen Krankenhausbau im Nordlibanon genutzt. Schon am Vorabend der Rosa-Luxemburg-Konferenz treffen sich in unseren Redaktionsräumen linke Tageszeitungsmacher aus Belgien, Luxemburg, Großbritannien, Kuba, Dänemark und Deutschland, um Erfahrungen auszutauschen und Medienprojekte zu verabreden. Und natürlich ist auch die Konferenz selbst Ausdruck des gelebten Internationalismus. Ein Schwerpunkt wird die Manifestation der Solidarität mit den kämpfenden progressiven Kräften Lateinamerikas sein – zu der sich alle Besucher der Konferenz um 15 Uhr am Veranstaltungsort versammeln werden. Um Solidarität zu zeigen und Kraft für kommende Kämpfe zu gewinnen!

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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