Bitte nicht bügeln
Völlig klar! Für das Bürgertum gilt Leibniz’ Maxime: Wir leben in der besten aller möglichen Welten. Das muss so sein, weil Gott zwar alles könnte, was er will, er aber immer nur das Beste tatsächlich tut. Wie es da Nagelpilz und IKEA geben kann, mag verwundern, aber es gibt ja auch Holzeisenbahnen (Holz-Eisen?), Doppelhaushälften (doppelt gehälftelt?) und Mädchenmannschaften. Deswegen wollen wir die Sache nicht so einfach abtun und uns ihr etwas näher widmen: Dazu lese man entweder Voltaires »Candide oder der Optimismus« von 1759 oder das eben erschienen E-Book von jW-Autor Hagen Bonn: »Der Tod fällt unter Resturlaub«.
Da deutsche Charles-Bukowski-Editionen meist mit 51 Gedichten daherkamen, versucht es Bonn mit 61 Gedichten. Und wenn sich der Dirty Old Man aus Hollywood meist mit dem amerikanischen Alptraum beschäftigte und die Taschenlampe auch unters Sofa hielt, bedient sich Genosse Bonn der »Verzerrung der Realität«, »um unsere Lebensumstände zu hinterfragen. Das kann laut und verstörend aber auch leise und nachdenklich geschehen«. So steht es jedenfalls im Klappentext. Hat ein E-Book überhaupt eine Klappe? Bonn hat jedenfalls eine große. Google kategorisiert sein Buch unter »Erotische Literatur, Fantasy«. Was erwartet uns wirklich? Wenn wir Apotheker wären, würden wir folgende Nebenwirkungen auflisten: Häufiges Schmunzeln, Lachattacken; nicht ausgeschlossen sind Denkerfalten (bitte nicht bügeln!); spontane Nachdenklichkeit; beifälliges Nicken und wortreiche Sprachlosigkeit. Bei weiteren Nebenwirkungen essen Sie bitte einen Leibniz-Keks. (jW)
Hagen Bonn: Der Tod fällt unter Resturlaub. E-Book. Neobooks-Verlag, 2019, 43 Seiten, 4,99 Euro
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