Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 29.02.2020, Seite 3 / Schwerpunkt
Deutschland und Libyen

Tarzan brüllt, der Dschungel zittert

Von Knut Mellenthin

Wir sind wieder Weltmacht. Der Berliner Außenminister Heiko Maas hat am Mittwoch allen Staaten, die »Waffen und Kämpfer« nach Libyen schicken, mit »Konsequenzen« gedroht. Mindestens einer dieser Staaten, Russland, ist militärisch stärker als Deutschland und hat das auch schon unter Beweis gestellt. Wie viele Divisionen hat Maas?

Man muss sich das, was der deutsche Außenminister gesagt hat, mit etwas Geschichte im Hinterkopf reinziehen: »Niemand kann darauf setzen, dass er unerkannt davonkommt. (…) Niemand kann darauf hoffen, dass solche Verstöße, die nachgewiesenermaßen dann stattfinden und auch zugeordnet werden können, ohne Konsequenzen bleiben.« – Maas meinte die noch nicht einmal praktisch ausgearbeitete Ankündigung der EU, eine Marinemission ins östliche Mittelmeer zu schicken, die den Waffenschmuggel nach Libyen zwar genau beobachten, aber gar nicht wirklich stoppen soll. Letzteres mag man wohlwollend als Restverstand interpretieren. Maas gab sich am Mittwoch nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York trotzdem sicher, dass das reine Zuschauen »nicht ohne Auswirkungen bleiben wird«.

Indessen: Das wird eine ganze Menge Geld kosten, für das mehrere Millionen alter Frauen lange stricken müssten, wie man früher gesagt hätte. Und wozu der Aufwand? Es gibt seit Jahrzehnten die Vereinten Nationen, die einen selbstverständlich auch nicht billigen Apparat unterhalten, der schon längst genau hinschaut.

Aber Berlin will trotzdem Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer schicken, um das Bewiesene nochmals zu beweisen. Vielleicht verhindert die widerliche Angst, dabei auch mal versehentlich schiffbrüchige Flüchtlinge retten zu müssen, am Ende doch noch das Vorhaben.

Mehr aus: Schwerpunkt