Corona-Story: Einsicht
Von Kai KöhlerRoland A., Geschäftsführer, brauchte bis in die vierte Woche der Coronakrise, um sich einzugestehen, in welchem Maße er bei der Leitung des ihm anvertrauten Krankenhauses versagt hatte. Da sah er die Ärztin, die seit zwei Nächten nicht geschlafen und seit einer Woche die Klinik nicht verlassen hatte; die Pflegerin, die er als lästige Gewerkschafterin kannte, feilschend um die Bezahlung läppischer Überstunden, und die nun klaglos Schicht um Schicht verrichtete; den Psychologen, der verzweifelte Angehörige auch dann noch beruhigte, wenn es tatsächlich nichts mehr zu beruhigen gab. Roland war nie ein bequemer Chef gewesen, das ist wahr. Er hatte seine Leute gefordert. Aber ein solches Maß an Einsatz, an Menschenliebe hätte er nie anzuordnen gewagt.
Erst in der Krise erwies sich das Potential, das in jedem einzelnen steckte. Daraus ließ sich lernen. Inmitten von Erschöpfung und Tränen richtete Roland den Blick nach vorne: Die Aktionäre vertrauten ihm, und er würde sie nicht enttäuschen. Im Normalfall würden dann zwei Drittel des Personals völlig ausreichen.
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