Gedenken an Opfer der Wehrmachtsjustiz
Hamburg. Am vergangenen Sonnabend haben einige Dutzend Menschen in Hamburg der von der Wehrmacht bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ermordeten Deserteure und anderer Opfer der faschistischen Militärgerichtsbarkeit gedacht. Unter Auflagen konnte die für 25 Personen genehmigte Kundgebung am Gedenkort Höltigbaum stattfinden. Angemeldet hatte sie das »Bündnis Hamburger Deserteursdenkmal«. Am Höltigbaum wurden bis zum 28. April 1945 Opfer der Wehrmachtsjustiz hingerichtet. Der Gedenkort liegt am Rande eines Naturschutzgebiets – eines ehemaligen Militärgeländes, das Anfang der 1990er Jahre aufgegeben worden ist – sowie an einer stark befahrenen Straße.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung gab es mehrere Redebeiträge, unter anderem vom ehemaligen Vorsitzenden der Bezirksversammlung Wandsbek und von einem Enkel eines hingerichteten Fahnenflüchtigen. Der Gedenkort ist in unbefriedigendem Zustand – so gleiche die Stele, die auf ihn hinweisen soll, eher dem Schild »einer Bushaltestelle«, wie einer der Redner bemerkte. Einen politisch brisanten Schlusspunkt lieferte der kurze Beitrag eines Vertreters des Vereins Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen: Er forderte »Asyl für Deserteure«; dabei bezog er sich speziell auf diejenigen unter den derzeit hierzulande lebenden Geflüchteten.
Das Bündnis »Hamburger Deserteursdenkmal« will erreichen, dass möglichst noch im nächsten Jahr eine Straße im Stadtteil Jenfeld nach Ludwig Baumann benannt wird. Er wurde in Hamburg geboren und desertierte 1942, wofür man ihn in ein Strafbataillon gezwungen hatte. 1990 hatte er den Verein »Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz« gegründet. Baumann starb im Sommer 2018 im Alter von 96 Jahren. Ende 2021 wäre er 100 Jahre alt geworden. (lz)
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