Rassismus und Bevormundung
Der Streit über Achille Mbembe hat sich zu einer Auseinandersetzung über antikoloniales Denken als Ganzes ausgeweitet. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier haben am Wochenende 700 afrikanische Künstler und Intellektuelle die gegen Mbembe erhobenen Antisemtismusvorwürfe zurückgewiesen und die unverzügliche Entlassung des Antisemitismusbeauftragten des Bundes, Felix Klein, gefordert. Die Anschuldigungen seien unbegründet und »eine unzulässige politische Instrumentalisierung einer entsetzlichen menschlichen Katastrophe«. Kleins Vorwürfe richteten sich gegen die gesamte antikoloniale Denktradition, zu der Mbembe gehöre, und verletzten die »Kritik, Gedanken- und Meinungsfreiheit, die akademische und künstlerische Freiheit und die Freiheit des Gewissens.« Es könne »keine authentische Beziehung zwischen den lebenden Kräften des Kontinents und Deutschland geben, solange zwischen uns eine ungleiche Beziehung besteht, die auf Rassismus, Lügen und Bevormundung beruht.« Zu den Unterzeichnern gehören u. a. der Schriftsteller und Wirtschaftswissenschaftler Felwine Sarr (Senegal), der Soziologe Ouedraogo Jean Bernard (Burkina Faso) und der Sozialwissenschaftler Stanislas Bigirman (Simbabwe). (pm)
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